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2. April 2022

Offener Brief über Zwangsabstiege in Corona Zeiten

Liebe Schachfreundinnen und Schachfreunde vom Turnierordnungsausschuss und dem Vorstand des Badischen Schachverbandes,
 
unsere fünfte Mannschaft in der Landesliga Süd 1 muss nach zweimaligem Nichtantreten zwangsweise absteigen. Sowohl im November 2021 als auch im März 2022 hatten wir jeweils kurz vor Spielbeginn etliche Absagen wegen Corona-Erkrankungen und Quarantäne. Selbst ein so großer Verein wie wir es sind, konnte da nicht mehr reagieren. Insbesondere, weil wir bestehende Mannschaften nicht auseinander reißen oder kurzfristig vom Samstag Abend auf den Sonntag Morgen „umdelegieren“ wollten. Das wäre bei vielen Spielern auch terminlich gar nicht möglich gewesen.
 
Wir haben vor der zweiten Absage intern auch die Thematik eines Zwangsabstiegs diskutiert, waren aber der Meinung, dass für unverschuldete, kurzfristige Absagen die harten Sanktionen nicht greifen.
Da die aktuellen Beschlüsse und Regeln das so vorsehen, werden wir den Zwangsabstieg akzeptieren und dagegen keinen Protest einlegen. Uns ist nicht nach Streit und Konfrontation gerade in diesen Zeiten zumute.  
Es wäre im konkreten Fall paradoxerweise „besser“ gewesen, im gegenseitigen Mannschaftskampf unserer 6. und 7. Mannschaft am Samstag Abend 6 Bretter willkürlich frei zu lassen, um diese am Sonntag auf die insgesamt 3-stündige Reise nach Oberwinden zu schicken. Die Spieler der 6. und 7. wollten aber auf jeden Fall einen sportlichen Wettkampf!
 
Allerdings gibt es bei diesem Fall auch noch zwei andere Seiten, und zwar eine sportliche und menschliche.
 
Über ein Jahr konnte kein Schach am Brett gespielt werden wegen Corona. Aber Corona ist ja nicht vorbei. Dass man nun alle Spieler der Mannschaft bestraft und nicht die Möglichkeit gibt, die Saison bei einer sich hoffentlich bessernden Corona- Situation zu beenden, finden wir unglücklich und nicht gerecht.
 
Uns scheint, dass der Badische Schachverband „zufrieden“ ist, dass ca. 80 % der Spiele durchgeführt werden konnten am letzten Spieltag. Was ist mit den ca. 20% der Spiele die ausgefallen sind? Die werden einfach ignoriert. Das gibt es in keiner anderen Sportart, dass Mannschaften, die Corona-bedingt nicht antreten können, einfach als kampflos gewertet werden. Nur im Schach hält man sich krampfhaft an die Regeln und hat überhaupt keine Lösungen parat, z.B. Verlegung von Spielen wie es im Fußball oder anderen Sportarten passiert. Anscheinend kann der TOA und der BSV aber damit leben. Und natürlich hat der TOA und der BSV künftig keinerlei Spielraum mehr, wenn andere Mannschaften zum zweiten Mal (wegen Corona) nicht antreten können. Das kann zu einer ganzen Reihe von Zwangsabstiegen führen.
 
Mannschaften treten mit schwachen Aufstellungen an, lassen Bretter frei, treten nicht an, ziehen sich freiwillig zurück oder steigen zwangsweise ab. Ist das noch im Sinne unseres Sports?
 
 
Patrick Bittner
Im Namen des Vorstandes der Ooser Schachgesellschaft Baden-Baden 1922 e.V.