Das ging nochmal gut
OSG-Teamchef Thilo Gubler war zufrieden: den 3,5:2,5 Sieg gegen Bad Königshofen in der Schach Frauenbundesliga und dasselbe Ergebnis am zweiten Tag des vergangenen Wochenendes gegen die Rodewischer Schachmiezen verbuchte er als äußerst knappe und zum Teil auch glückliche Siege für die Baden-Badener Schachspielerinnen.
So spielte eine gehörige Portion Glück gegen die traditionell „harte Nuss“ Bad Königshofen die zentrale Rolle – das „Glück einer Tüchtigen“: Auf Position zwei, dem Brett der deutschen Nummer eins, Elisabeth Pähtz, hatte sich ein Drama abgespielt, das vermutlich bei so manchem OSG-Fan so manches Härlein grau gefärbt haben dürfte. Die Baden-Badener Großmeisterin versäumte es, eine gewonnene Partiestellung zu realisieren, und wie es im Schach oft zu beobachten ist: wenn so etwas passiert, wendet sich das Blatt. Pähtz stellte einzügig einen zentralen Bauern ein und geriet nach diesem Fehler, mit ihrer nunmehr entkernten Stellung von ihrer Gegnerin Aleksandra Maltevskaya einige Züge lang schlichtweg überspielt, von der Gewinn- auf die Verluststraße. Man musste Zug um Zug mit ihrer Aufgabe rechnen. Nur noch ein Turmschach auf dem richtigen Feld, und es hätte nicht mehr lange dauern können. Da der Mannschaftskampf bis dahin unentschieden stand, drohte unmittelbar eine ähnliche Konstellation wie in der vergangenen Saison: dritte Runde, Niederlage gegen Bad Königshofen, der Beginn vom Ende aller Titelträume. Aber Maltevskya wählte nur das zweitbeste Turmschach, und mit immer knapper werdenden Bedenkzeit und der quecksilberartigen Gegenwehr von Elisabeth Pähtz verlor sie plötzlich völlig den Faden – und man konnte es ahnen: das Blatt würde sich abermals wenden. Elisabeth Pähtz gelang es, den Spieß komplett umzudrehen, und in wahrhaft großmeisterlicher Manier führte sie die Partie noch zum Sieg. Auf den Social Mediakanälen der OSG glühten die Drähte! Wie Pähtz hinterher dem ersten OSG-Vorsitzenden, Patrick Bittner, erzählte, habe sie seit Jahren nicht mehr eine solche Partie gewonnen.
Am fünften Brett feierte das Baden-Badener Trumpf As, Josefine Heinemann ebenfalls einen Sieg, ein Brett ging verloren, und an drei Brettern zeugten frühe Unentschieden von gegenseitigem Respekt.
Ähnliches Bild gegen die Rodewischer Schachmiezen: Zwei Siege, diesmal von Deutschlands Nummer zwei, Dinara Wagner und – einmal mehr – von Punktesammlerin Josefine Heinemann nach langem Kampf aus einer zunächst schlechtereren Stellung, einzige Doppelsiegerin des Wochenendes, dazu eine Niederlage, drei Remis.
Damit befindet sich das Frauenteam der OSG Baden-Baden auf dem dritten Tabellenplatz in einer vier Mannschaften starken Spitzengruppe mit demselben Kontostand an Mannschaftspunkten, eineinhalb Brettpunkte hinter der führenden SG Solingen. Thilo Gubler sieht in diesem knappen Rückstand des „Torverhältnisses“ die Chance auf einen erneuten Titelgewinn des Rekordmeisters OSG Baden-Baden ohne Weiteres gewahrt. Am 20. Und 21. Januar des neuen Jahres geht es gegen TuRa Harksheide und das aktuelle Schlusslicht SK Doppelbauer Turm Kiel.
Walter Siemon