Direkt zum Inhalt
Direkt zur Hauptnavigation

Inhalt:
7. März 2022

Solidarisches Handeln und sportlicher Wettkampf

„Schweigen ist nicht akzeptabel“

So hat die Schachbundesliga zum Auftakt der neuen Saison einen Friedensappell überschrieben, und so überschatte der Krieg in der Ukraine auch die ersten Begegnungen am Schachbrett.

Der Auftaktsieg der OSG Baden-Baden gegen den SV Werder Bremen wäre so normalerweise gar nicht möglich gewesen: 4:2 hieß das Endergebnis. Für einen Sieg sind sonst viereinhalb Brettpunkte nötig. Eine Sonderreglung aus Solidarität mit dem Verein an der Weser, dem drei seiner Spitzenspieler fehlten, weil sie aus der Ukraine stammen und nicht ausreisen durften, führte zu einer sportlichen Kompromisslösung: Der SV Werder ließ die Bretter zwei und drei, an denen die ukrainischen Großmeister Zahar Efimenko und Alexander Areshchenko vorgesehen waren, symbolisch unbesetzt, platzierte dort stattdessen ukrainische Flaggen, eine gelbe Blume und selbst gebastelte gelb-blaue Herzen und  Schachfiguren. Beim Gegner aus dem Badischen fanden die Bremer volles Einverständnis: Auch die OSG trat nur mit sechs, statt, wie üblich, mit acht Spielern an. Folgerichtig akzeptierte der Vorstand der Schachbundesliga den Sieg für das Team, das mehr Partien gewinnt. Durch das überlegene Spiel von Arkadij Naiditsch und Fabian Döttling standen dann zwei volle Brettpunkte für die OSG zu buche, während sich die Großmeister Michael Adams, Jan Gustafsson, Georg Meier und Sergei Movsesian die Punkte mit ihren Gegnern aus dem Norden teilten.

Gegen Mülheim Nord in Runde zwei waren beide Mannschaften an acht Brettern wieder voll besetzt. Der 5:3 Erfolg des Favoriten, OSG Baden-Baden, war unerwartet hart erkämpft, da nicht alle Asse so stachen, wie es dem offiziellen Ranking nach hätte sein können. Erneut siegte am letzten Brett Fabian Döttling, Georg Meier erfüllte an Platz sechs mit leichter Hand die Erwartungen, Radoslaw Wojtaszek hingegen musste an Brett zwei all sein Können aufbieten, um ein schwieriges Turmendspiel an die Oos zu holen.  Aus Baden-Badener Sicht war es eine Überraschung, dass Rustam Kasimdzhanov, Arkadij Naiditsch und Jan Gustafsson allesamt nicht über ein Remis hinauskamen. Sergej Movsesian musste nach dem nahezu hoffnungslosen Kampf seines Springers gegen eine gegnerische Bauernübermacht die Segel streichen. Das von Michael Adams erzielte Remis an Brett eins war ein Kampf auf erwartbarer Augenhöhe mit seinem starken Gegner.

Um eine Brücke zum Anfang des Berichts zu schlagen: Auch Baden-Badens Reisepartner Deizisau erwies den Bremern dasselbe solidarische Verhalten wie die OSG und besetzte nur sechs Bretter.

Walter Siemon