Direkt zum Inhalt
Direkt zur Hauptnavigation

Inhalt:
9. Oktober 2007

Runde 7: OSC Baden-Baden – Clichy Echecs 4-2

Hier folgt ab 14:30 (15:30 Ortszeit) der Liveticker der letzten Runde. Vorab schon einmal die Einzelbegegnungen:

Brett 1
Viswanathan Anand – Yannick Pelletier

Yannick hat sich nicht überraschend für die Rubinsteinvariante im Franzosen entschieden. Mit Schwarz wäre gegen den Weltmeister das Remis, das die Anhänger dieses Systems in aller Regel anstreben, natürlich ein großer Erfolg.

(17:00 Ortszeit) Vishy hat ein etwas besseres Endspiel erreicht, das er sicher lange kneten wird. In dieser Partie scheinen nur mehr zwei Ergebnisse denkbar: Schwarz hält nach langem Leiden Remis oder Weiß gewinnt!

(18:35 Ortszeit) In der Zeitnot ist es Vishy nach und nach gelungen, das anfangs ausgeglichene Endspiel zu verschärfen. Im 46.Zug steht nun eine Stellung auf dem Brett, die mein Horror wäre: Weiß läuft auf dem Damenflügel, Schwarz am Königsflügel. Wer gewinnt am Ende?

(19:10 Ortszeit) Vishy hat das Rennen der Freibauern gewonnen und uns damit erneut in Führung gebracht.

Zwischenstand: 2-1

Brett 2
Arkadij Naiditsch – Peter Svidler

Peter ist in Kampflaune und hat sich daher für das Paulsensystem im Sizilianer entschieden. Es ist also Kampf am Brett angesagt, keine Vorbereitungsduell in irgendwelchen Marschallvarianten!

(17:00 Ortszeit) Die Partie hatte zwar Sizilianisch angefangen, inzwischen erinnern die Stellungsbilder aber mehr an einen Tarraschfranzosen: Peter hat das Läuferpaar, Arkadij spielt gegen den Isolani d5. Mir gefällt die weiße Stellung etwas besser, jedoch sollte noch nichts schlimmes für Schwarz passiert sein.

(17:30 Ortszeit) Mit 21….Lb8 und 22…Dd6 hat Peter eine gefällige Umgruppierung gefunden. Erstmals tauchen Ideen auf, wie er den Stolz seiner Stellung, den schwarzfeldrigen Läufer aktiv einsetzen könnte. Die Lage scheint mir hier weniger klar als zuvor zu sein.

(18:45 Ortszeit) In der Zeitnot hatte Arkadij mit 31.Lxa6! eine Bombe platzen lassen. Nach einem beidseitigen Hauen und Stechen muß Peter nun ein Schwerfigurenendspiel mit Minusbauern verteidigen. Immerhin sind dort seine Remischancen aber noch intakt.

(19:50 Ortszeit) Inzwischen hat Peter den Bauern zurückerobert und ein Damenendspiel ist entstanden. Da sich aber bereits einige Zeit nichts tut, liegt die Annahme nahe, daß die Übertragung wieder einmal hängen geblieben ist.

(20:20 Ortszeit) Remis!

Endstand: 4-2

Brett 3
Magnus Carlsen – Laurent Fressinet

Magnus wandelt mit 5.d3 im Spanier auf den Spuren von Steinitz und spielt so im Grunde genommen nicht nur Anti-Marschall, sondern auch gegen alle möglichen anderen theoretischen Varianten. Auch hier ist also Schach am Brett angesagt, nicht der Abgleich der Hausanalysen beider Großmeister.

(17:00 Ortszeit) Schon früh entwickelt sich das Geschehen sehr vorteilhaft für Magnus. Er erlangt den Vorteil des Läuferpaars und auch sein verbleibender Springer hat gute Perspektiven am Königsflügel. Der schwarze Versuch, durch 17…Lg5 das weiße Läuferpaar zu halbieren, trifft auf eine mit 18.Ld5, 19.Sf5 und 20.Sxg7 auf eine ebenso starke wie konkrete Entgegnung: Magnus hat den schwarzen König offen gelegt und wird die geopferte Figur mit einem Bauern Zinsen zurückerobern!

(17:35 Ortszeit) Laurent hat doch noch eine Möglichkeit gefunden, den Verlust eines Bauern abzuwenden und die Partie fortzusetzen. Jedoch steht er vor einem schrecklichen Trümmerhaufen: seine Königsstellung ist offen und sein Springer hat sich auf c3 vergaloppiert. Es käme einem Wunder gleich, wenn ein Taktiker wie Magnus dies nicht ausnutzen könnte!

(17:45 Ortszeit) Wird Magnus schon mit 16 Jahren alt? Für mich überraschend ging er mit 26.Le7 Df4 27.DxDf4 TxDf4 in ein Endspiel über. Faszination Endspiel statt Faszination Taktik?

(17:50 Ortszeit) In Zeitnot ruinierte Laurent seine schlechte Stellung schnell und so konnte Magnus vollstrecken.

Zwischenstand: 1-0

Brett 4
Pavel Tregubov – Etienne Bacrot

Etienne verteidigt sich slawisch gegen das Damengambit seines Gegners. Mit 11.Tc1 betrat Tregubov theoretisches Neuland. Er versucht auf der c-Linie ein Druckspiel aufzubauen. Wahrscheinlich wird es ihm gelingen Etienne auf c6 einen rückständigen Bauern anzuhängen, jedoch verfügt auch Schwarz über seine Trümpfe: Er gut besser entwickelt und muß sich nicht mit so einem Sorgenkind herumquälen, zu dem der Läufer d2 später einmal werden könnte.

(17:30 Ortszeit) Nach 20 Zügen steht hier ein etwa ausgeglichenes Endspiel auf dem Brett. Weiß kontrolliert die offene c-Linie, die Schwarz aber mit einem starken Vorpostenspringer auf c3 wirksam plombieren kann.

(18:15 Ortszeit) Eine typische Draw-from-above-Konstellation: Tregubov hat das bessere Ende für sich, jedoch sollte Etienne bei genauer Verteidigung remisieren.

(18:50 Ortszeit) Kurz nach meinem letzten Eintrag kamen gleich mehrere Züge auf einmal – ein Hänger in der Übertragung? Danach war Etiennes Position leider völlig persprektivlos.

Zwischenstand: 1-1

Brett 5
Pentala Harikrishna – Alberto David

Pentala hat sich gegen das orthodoxe Damengambit ebenso wie Peter-Heine in der ersten Runde für 5.Lf4 (D37) entschieden. Unser Teamkollege Rustem Dautov hat dazu eine tolle CD bei ChessBase herausgegeben und wenn man sich die beiden hier gespielten Partien ansieht, fällt die Bandbreite der Stellungsbilder positiv auf, die Weiß damit erreichte: Peter-Heine spielte eine Variante mit großer Rochade, während Pentala mit kurzer Rochade eine etwas bequemere Stellung erreichte, weil Schwarz seinen Damenläufer noch nicht befreien konnte.

(17:30 Ortszeit) Nach 18 Zügen erfreut sich Pentala eines großen Zeitvorteils und zweier starker Läufer.

(18:10 Ortszeit) Inzwischen hat sich die Stellung vereinfacht, der weiße Vorteil ist aber noch immer da: er hat zwei starke Läufer und der schwarze Bauer b5 ist sehr schwach. Dazu kommt, daß Alberto nur 3 Minuten (+30sec/Zug) für die zur Zeitkontrolle verbleibenden 9 Züge hat.

(19:20 Ortszeit) Mit Läuferpaar gegen zwei Springer und einem Mehrbauern sollte Weiß natürlich auf Gewinn stehen, jedoch erschien mir die Veränderung der Bauernstruktur im Zuge von 48.f4 gxf4 49.gxf4 f5 50.e5 zumindest voreilig zu sein, da der Abtausch eines Bauernpaars dem Verteidiger entgegenkommt und die Blockade der Springer nicht so leicht zu brechen ist. Insofern hätte Weiß vielleicht besser versuchen sollen, zunächst seine Figurenstellung zu verbessern!?

(20:00 Ortszeit) Ich nehme an, daß mittlerweile Alberto dem Remis näher ist als Pentala dem Sieg. Bei Peter und Arkadij hat sich zwischenzeitlich auch einiges getan, wobei es schwer ist, die Partien zu verfolgen, da die Liveübertragung immer wieder abbricht. Es hat aber den Anschein, als ob Peter nun Remis halten kann.

(20:20 Ortszeit) Pentala hat es doch noch geschafft, zu gewinnen. Bei Peter zeichnet sich das Remis ab.

Zwischenstand: 3,5-1,5
Brett 6
Manuel Apicella – Peter-Heine Nielsen

Fast hatte ich es schon vergessen! Irgendwie kam mir die Stellung nach dem 10.Zug aber doch bekannt vor: Vor 17 (!!) Jahren hatte Apicella gegen mich in Wildbad 11.Lf3 gespielt und später leider gewonnen.Heute entschied er sich für 12.Le3. Zu Peter-Heines Eröffnungswahl vielleicht noch ein kurzer Kommentar: die theoretischen Hauptvarianten wären erst nach 10…Sc6 11.Le3 Te8 entstanden . Ich nehme an, daß Peter-Heine mit 10…b6 diese Abspiele vermeiden wollte, um seinen nominell schwächeren Gegner frühzeitig aus dem „Buch“ zu werfen und zu eigenständigem Nachdenken zu zwingen.

(17:40 Ortszeit) Es läßt sich nicht leugnen, daß wir nicht an allen Brettern gut stehen. Peter-Heine steckt gegen Apicella in Problemen. Ihm fehlt aktives Gegenspiel, während der Anziehende über klare positionelle Vorteile verfügt.

(18:05 Ortszeit) Zwar hat Peter-Heine nun einen Bauern weniger, jedoch hat er seine Stellung ein wenig befreien könnten und mit den Bauern c3 und e5 klare Ansatzpunkte für sein Gegenspiel. Allerdings sollte er darauf achten, daß sein Bauer b6 nicht verloren geht, da dann der weiße Bauer b5 zu einem starken gedeckten Freibauer würde.

(18:45 Ortszeit) In der Zeitnot konnte Peter-Heine die Partie in seinem Sinne wenden, da sich ein Gegner planlos verhielt und nur an seinen Mehrbauern klammerte. Inzwischen steht sein Vorteil nicht mehr in Frage, nur ob er bereits auf Gewinn steht ist nicht klar.

(19:20 Ortszeit) Inzwischen laufen nur mehr drei Partien, in denen wir einmal leiden müssen, und zweimal am Quälen sind.Immerhin ist Peter Svidler aber näher am Remis als unsere Gegner in den beiden anderen Partien. Witzig an diesem Brett ist, daß Weiß nach wir vor einen Mehrbauern hat, aber vielleicht die schlechteste Stellung im ganzen Wettkampf hat, da er sich kaum mehr rühren kann. Spielt Peter-Heine seine unsterbliche Zugzwangspartie?

(19:45 Ortszeit) In Zeitnot hat Peter-Heine seine Gewinnstellung leider zum Remis verdorben.

Zwischenstand: 2,5-1,5

Fazit: Ein Sieg und der vierte Platz in der Tabelle am Ende. Hätte Gros Xake Taldea gegen Tomsk für uns gespielt wäre sogar noch eine Bronzemedaille drin gewesen…

Links: bisherige Ergebnisse des OSC Baden-Baden|bisherige Ergebnisse von Clichy Echecs 92|Liveergebnisse aller Wettkämpfe|Liveübertragung
(Philipp Schlosser)