Ein Schachfest
Eine Vereinsvisitenkarte, die ihresgleichen sucht und ein wahres Schachfest: Die Mannschaften eins bis sechs der OSG Baden-Baden haben vergangenes Wochenende aufgetrumpft. Zu Buche standen am Ende sieben Siege und ein Unentschieden, dazu eine Runde vor Schluss bereits zwei Meisterschaften – in der Oberliga und in der Bezirksklasse Mittelbaden. Dazu die vielleicht einmalige Konstellation, dass vier Mannschaften – das Flaggschiff in der Schachbundesliga, das Oktett der Oberliga, das Team der Verbandsliga Süd und schließlich Mannschaft fünf in der Bereichsliga Süd1 – ihre Erfolge gleichzeitig mit Heimrecht im Kulturhaus Lichtentaler Allee 8 erringen konnten. Mannschaft zwei in der zweiten Bundeliga schaffte auswärts einen Sieg und ein Unentschieden, die Vizemeisterschaft zum Saisonende in dieser Spielklasse. Das uralte Kulturgut Schach zierte mal wieder das Welterbe Baden-Baden!
In der Schachbundesliga gelang es, zwei Runden vor Schluss mit Siegen gegen den Tabellennachbarn SV Werder Bremen (6:2) und den SK Kirchweyhe (5:3) den zweiten Tabellenplatz zu festigen.
Gegen Bremen genügte Deutschlands Nummer eins, Vincent Keymer, an Brett zwei eine einzige Ungenauigkeit seines Gegners Laurent Fressinet, um in ein fein geführtes, siegreiches Endspiel einzulenken. Das Urgestein der OSG-Mannschaft, der Brite Michael Adams, bewies technische Meisterschaft in einem Turmendspiel mit einem Mehrbauern, umging eine raffinierte Pattfalle und heimste den ganzen Punkt ein. Eine äußerst scharfe, auf Kante genähte Stellung berechnete Etienne Bacrot genau und siegte für die OSG nervenstark. Sergei Movsesian überlistete seinen Kontrahenten mit stoischer Hartnäckigkeit in einem eigentlich kaum zu gewinnenden Damenendspiel.
Maxime Vachier-Lagrave, Nikita Vitiugov und Rustam Kasimdzhanov remisierten sicher, so dass es bei diesem Spielstand nicht mehr ins Gewicht fiel, dass Alexander Donchenko die alte Schachweisheit bestätigte, wonach „nichts schwerer ist, als eine gewonnene Partie zu gewinnen“ und ebenfalls ins Unentschieden einwilligen musste.
Kirchweyhe wehrte sich in der Folgerunde zäher. An zwei Brettern gewannen die Großmeister der OSG. Bei Rustam Kasimdzhanov war in der Schluss-Stellung auf den ersten Blick schwer zu erkennen, warum sein Gegner – bei gleicher Materialverteilung – plötzlich aufgab. Erst der zweite Blick offenbarte, dass der Kirchweyher Hrvoje Stevic ohne „Kartenhauseffekt“ einfach keinen sinnvollen Zug mehr hatte.
Alexander Donchenko opferte eine Figur für den Gegenwert einer erdrückenden Bauernmacht.
In den Partien von Vachier-Lagrave, Vincent Keymer, Nikita Vitiugov, Michael Adams, Etienne Bacrot und Sergei Movsesian passierten einfach keine gravierende Fehler, die einem Spieler zum Sieg gereicht hätten. Überall remis.
Am 27. Und 28. März folgen die beiden Schlussrunden der Schachbundesliga-Saison 2023/2024.
Walter Siemon