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(1) Nyback,T (2565) - Dautov,R (2590) [D15]
BL 0708 Werder Bremen - OSC Baden Baden (5.6), 08.12.2007
[Fabian Doettling]
Die folgende Partie war nicht nur eine saubere Vorstellung unseres "Schachrentners"(Rustem ist zur Zeit hauptberuflich Pokertrainer), sondern ebenfalls ein bedeutend wichtiger Beitrag zum Baden-Badener 4,5-3,5 Erfolg über den SV Werder Bremen.
1.d4
Sf6
2.c4
c6
3.Sc3
d5
4.Sf3
a6
Rustems geliebtes "Slawisch mit a6", auch Chebanenko-System genannt.
5.a4
Dies ist eine der möglichen Hauptvarianten. An dieser Stelle ist so gut wie alles andere ebenfalls möglich. [ 5.e3
; 5.cxd5
; 5.Lg5
; 5.g3
; 5.Se5
; 5.c5
geschah im Aufeinandertreffen der gleichen Gegner vor 2 Jahren in der Bundesliga in Hamburg. Nach langem Kampf endete die Partie schließlich remis, wobei Rustem zwischenzeitlich dem Sieg sehr nahe war.]
5...e6
6.Lg5
Sbd7
7.a5
[ Die Alternativen 7.e3
; und 7.cxd5
werden häufiger als der Textzug gespielt]
7...Lb4
[ 7...h6
ist eigentlich der gebräuchlichste Zug an dieser Stelle, da Weiß sofort die Stellung seines Läufers bestimmen muss. Der Textzug ist indes ebensogut spielbar und führt oftmals lediglich zu einer Zugumstellung.]
8.Da4
Le7
9.e3
0-0
10.Db3
[ 10.Le2
h6
11.Lh4
b5
12.axb6
Sxb6
13.Da2
( 13.Dxc6
Ld7
14.Db7
Tb8
15.Da7=
) 13...Sxc4
14.Lxc4
dxc4
15.0-0
mit Friedensschluss in Gustafsson-Dautov, GER ch Saarbrücken 2002. Eine mögliche Folge wäre: ( 15.Se5!?
; 15.Dxc4
a5!?~~
) 15...Sd7
16.Lxe7
Dxe7
17.Dxc4
c5
18.d5
Sb6
19.De4
Td8
20.dxe6
Lxe6
mit ungefährem Ausgleich]
10...h6
11.Lf4
[ 11.Lh4!?
]
11...Sh5!
eine gute Reaktion! Auf diese Weise sichert sich Schwarz nämlich das Läuferpaar [ beim Weltcup setzte der vietnamesische Gegner des beannten holländischen Großmeisters Loek van Wely vor kurzem bedeutend schwächer fort ‹11...dxc4?!
12.Lxc4
Sd5
13.Lg3
b5
14.axb6
S7xb6
15.Le2
c5
16.0-0
cxd4
17.Sxd4
Lb7
18.Tfd1
Sxc3
19.bxc3
Dd5
20.Dxd5
Sxd5
21.Tdb1
Ta7
22.Tb3+/=
van Wely-Nguyen Ngoc Truong Son, World Cup Khanty Mansyisk 2007]
12.cxd5?
in positioneller Hinsicht ist dieser Zug bereits eine ernste Ungenauigkeit, worauf Schwarz mit verschiedenen Fortsetzungen zu ordentlichem Spiel gelangen konnte [ >=12.Lg3
um die Spannung im Zentrum aufrechtzuerhalten]
12...exd5
Rustem entscheidet sich sofort für eine der sogenannten "Karlsbader Struktur" der Abtauschvariante des Damengambits ähnlichen Bauernstellung, wobei auch die Alternativen durchaus gut spielbar waren. [ 12...Sxf4!?
13.dxc6
( 13.exf4
cxd5!?
( 13...exd5
14.Ld3
Ld6
15.Se2
Sf6
16.0-0~~
) 14.Ld3
Sb8!
15.Se5
Sc6
16.Sxc6
bxc6
17.0-0
Dd6
18.g3
Tb8
19.Dc2
Db4
20.Se2
c5=/+
) 13...Sxg2+
14.Lxg2
bxc6<=>
und Schwarz wird in absehbarer Zeit mit Tb8 und c6-c5 gutes Spiel erlangen ; 12...cxd5!?
wäre ebenfalls nicht von der Hand zu weisen]
13.Lg3
Sxg3
14.hxg3
Sf6
15.Ld3
Ld6
16.0-0
Tb8
17.Dc2
Te8=/+
Die Eröffnung ist nun vorrüber und es ist für beide Seiten Zeit, sich über einen vernünftigen Plan Gedanken zu machen. Hierbei fällt vor allem auf, dass dies Schwarz deutlich leichter fällt als Weiß. Der Grund hierfür ist einfach: Der Bauer a5! Dieser Bauer neigt nicht nur gelegentlich zur Schwäche, sondern "verhindert" eben auch, dass Weiß zu dem ansonsten typischen Minoritätsangriff am Damenflügel mittels a4,b4 und b4-b5 und damit zur Linienöffnung und Schaffung einer Schwäche im schwarzen Lager kommt. Schwarz hingegen wird nach Abschluss seiner Entwicklung zu seinem für diesen Stellungstyp typischen Spiel am Königsflügel kommen. Eine bedeutende Rolle spielt hierbei nicht nur der Läüfer d6, der keinen Widerpart besitzt, sondern eben auch die Verdoppelung der weißen Bauern auf der g-Linie, welche eine für den weißen König gefährliche Linienöffnung mittels h5-h4 erlauben. Es ist daher Weiß, der genau spielen muss. Doch die nötige Sorgfalt lässt der junge Finne, wie zu sehen sein wird, missen.
18.Sd2?!
auch das ist bereits der falsche Weg! Der Springer sollte unbedingt auf f3 verweilen, um den eine schwarze Linienöffnung mittels h5-h4 zu erschweren. Am Damenflügel leistet der Springer jedenfalls deutlich weniger! [ der in diesen Stellungen oft typische Abtausch der weißfeldrigen Läufer ist hier nicht möglich: 18.Lf5?
Lxf5
19.Dxf5
Lb4-/+
und Weiß verliert einfach einen Bauern; >=18.Tfb1
um den Bauern a5 gegebenfalls mittels b4 und Sa4-c5 unterstützen zu können]
18...Le6
19.Tfb1
De7
20.Sa4
Sd7
21.Sb3
h5!->
Schwarz hat seine Enwicklung bequem abgeschlossen und da sich sämtliche weiße Figuren am Damenflügel befinden, ist die Zeit zu aktiven Operationen am Damenflügel nun gekommen.
22.Sac5
[ >=22.Sbc5
Dautov 22...Sf8
23.Te1!
war unbedingt erforderlich, um eventuell mittels e3-e4 der schwarzen Initiative entgegenwirken zu können]
22...Sf8
23.Sd2
ein spätes Eingeständnis für die Fehlerhaftigkeit der Überführung des Springers zum Damenflügel [ >=23.Te1!
h4
24.gxh4
Dxh4
25.g3
Dh5
26.Le2
( 26.Dd1
Lg4
27.Le2
Txe3!-/+
) 26...Dg5
27.Kg2=/+
]
23...h4
24.gxh4
Dxh4
25.Sf3
Dh5
26.Sxe6?!-/+
nach diesem unmotivierten Abtausch wird auch noch der schwarze Turm in den Angriff einbezogen. [ die relativ beste Chance bestand wohl im Bauernopfer 26.Se5!?
Lxe5
27.dxe5
Dxe5
28.Ta4=/+
und zumindest hat Weiß einen starken Angreifer eliminiert und spielt auch noch mit, da sein ansonsten untätiger a-Turm ins Geschehen eingreifen kann.]
26...Txe6
Nun droht bereits verheerend Th6
27.Kf1[]
Was sonst?
27...Sg6
28.Sg1?
der entscheidende Fehler, des ohnehin in dieser Partie ungewohnt schwach agierenden jungen Finnen [ 28.Lxg6
Txg6
29.Ke2
Txg2
30.Tg1
Txg1
31.Txg1-/+
war vielleicht aus praktischer Sicht noch die beste Chance]
28...Dh1!-+
Natürlich! Nun ist die Partie gelaufen. Die Drohung Lh2 kostet bereits entscheidendes Material und der weiße König wird zudem über das Brett gescheucht.
29.Dd1
[ 29.g3
Tf6
30.Lxg6
( 30.f4
Sxf4!
31.gxf4
Lxf4
32.exf4
Txf4+
33.Df2
Txf2+
34.Kxf2
Dh2+
35.Kf1
( 35.Kf3
f5!
36.Te1
( 36.Lxf5
Tf8-+
) 36...f4-+
) 35...Te8
36.Te1
( 36.Le2
Df4+
37.Ke1
Dxd4-+
die Dame in Verbindung mit der Bauernarmada gewinnt angesichts der Schwäche des weißen Königs und der unkoordinierten weißen Figuren hier natürlich leicht. ) 36...Df4+
37.Kg2
Txe1
38.Txe1
Dd2+-+
) 30...Txg6
31.De2
Lxg3!
32.fxg3
( 32.Df3
Dh6
33.Se2
Ld6
34.Ke1
Dh2-+
) 32...Tf6+
33.Ke1
Dxg1+
34.Kd2
Dxg3-/+
]
29...Lh2
30.Ke2
Txe3+!
Rustem entscheidet sich dafür die Partie im Angriff zu gewinnen. Die prosaische Lösung wäre allerdings ebenfalls ausreichend gewesen. [ =30...Sf4+
31.Kd2
Sxd3
32.Kxd3
Dxg2
33.Df3
Dg6+
34.Kd2
Tf6
35.De2
Ld6-+
]
31.Kxe3
[ 31.fxe3
Dxg2+
32.Ke1
Lg3#
]
31...Lf4+
32.Ke2
[ zu einem wunderschönen Finale würde 32.Kf3
führen, nach welchem Schwarz sehenswert Mattsetzen würde 32...Dh5+
33.g4
Dh1+
34.Ke2
Te8+
35.Le4
Txe4+
36.Kd3
Txd4+!
37.Kxd4
De4+
38.Kc5
( 38.Kc3
Dc4#
) 38...Lb8!
39.De2
La7+
40.Kd6
Df4+
41.Kd7
Sf8+
42.Ke7
Dc7+
43.Ke8
Dd7#
]
32...Te8+
33.Le4
Dxg2
34.Kd3
Dxf2
Schwarz besitzt bereits einen Stall voll Bauern und wird auch noch den weißen Läufer gewinnen, weswegen er materiell bereits klar in Front liegt. Aufgrund der Schutzlosigkeit des weißen Monarchen steht der Ausgang der Partie natürlich schon längst fest. Den Rest erledigt Rustem mit der ihm eigenen fachmännischen Präzision.
35.De1
dxe4+
36.Kc4
Dg2
37.De2
Dg5
38.Kc3
c5
39.dxc5
Dxc5+
40.Kb3
Tc8
41.Td1
Le3
42.Sh3
Se5
und aufgrund der völligen schwarzen Dominanz streckte Weiß die Waffen. Gegen die zahlreichen Drohungen wie Sc4 oder Sd3 wonach es dem weißen Monarchen schnell an den Kragen geht ist Weiß machtlos. 0-1
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