(1) Schlosser,Philipp (2562) - Dausch,Rene (2350) [B37]
Deutscher Pokal Zwischenrunde Ebersbach (1.1), 13.01.2007
[phips]



1.Sf3 Sf6 2.c4 c5 3.Sc3 g6 4.d4 cxd4 5.Sxd4 Sc6 6.Sc2!?
Durch diesen der englischen Rubinsteinvariante (1.c4, c5 2.Sc3, Sf6 3.g3, d5 4.cxd5, Sxd5 5.Lg2, Sc7) entlehnten Rückzug vermeidet Weiß das nach [6.e4 mögliche Gurgenidze-System: 6...Sxd4! 7.Dxd4 d6 Nach dem Abtausch eines Springerpaars erreicht Schwarz im beschleunigten Fianchetto für gewöhnlich eine gut spielbare Stellung. Mit dem Partiezug strebt Weiß Raumvorteil bei vollem Brett an.]

6...Lg7 7.e4 0-0 8.Le2 d6 9.0-0 Sd7
Die Überführung des Springers gefolgt von f7-f5 gilt als chancenreichstes Gegenspiel für Schwarz.

10.Ld2 Sc5 11.b4!
Mit diesem weiter raumgreifenden Vorstoß stellt der Anziehende Schwarz vor die Wahl, sich von seinem wertvollen Fianchettoläufer zu trennen und ein Bauernopfer anzunehmen oder eine gedrückte Verteidigung zu führen.

11...Se6
[Die Annahme des Bauernopfers gilt als zu gefährlich für Schwarz: 11...Lxc3 12.Lxc3 Sxe4 13.Lb2 Le6 14.b5! Se5 15.Dd4 Sf6 16.f4-> Analysediagramm 16...Sed7 (16...Seg4 17.h3 Sh6 18.g4 Tc8 19.Se3 Ld7 20.g5+- 1-0 Van Wely,L (2629)-Gustafsson,J (2436)/Dieren 1999 (35)) 17.g4! Db6 18.f5 Lxc4 19.Lxc4 Sxg4 20.Ld5 Tac8 21.Se3+- 1-0 Svidler,P (2690)-Tiviakov,S (2628)/Chalkidiki 2002 (29)]

12.Tc1 Sed4 13.Sxd4 Sxd4 14.Le3
Noch kommt Schwarz zwar doch dazu sich durch den Abtausch von sogar zwei Leichtfigurenpaaren zu entlasten, jedoch findet seine Dame kein sicheres Plätzchen und der Tf8 bleibt vom Spiel ausgeschlossen, da Schwarz im Gegensatz zu anderen Abspielen des beschleunigten Fianchettos nicht dazu kam, ihn beizeiten durch das Manöver Da5, Tfc8, Dd8 zu aktivieren.

14...Sxe2+ 15.Dxe2 Le6
Eine ziemlich genau vor einem Jahr gespielte Partie eines BL-Teamkollegen hatte mich damals zwar nachhaltig beeindruckt, jedoch konnte ich mich jetzt am Brett beim besten Willen nicht mehr daran erinnern, ob Etienne hier 16.Tfd1 oder 16.Sd5 gegen Tiviakov gespielt hatte.

16.Tfd1
Falsch "geraten"! [Etienne hatte sich damals entschlossen die beiden Züge in umgekehrter Reihenfolge zu spielen: 16.Sd5 Dd7 17.Tfd1 b6 18.b5! Variantendiagramm Eine überraschende, aber starke Idee: Der Bb6 wird als Schwäche markiert. Langfristig hat Weiß die Überführung seines Springers auf das starke Feld c6 im Auge, aber auch das Aufrollen, des schwarzen Damenflügels durch a4 und a5. 18...f5 19.exf5 Txf5 20.Sb4 Lf7 21.Sc6 Te8 22.Dd3 Tc8 23.De4 Tc7 24.a4+/- 1-0 Bacrot,E (2717)-Tiviakov,S (2669)/Wijk aan Zee 2006 (41)]

16...Dc8?
So gelingt es Schwarz nicht, sich der weißen Spielidee wirkungsvoll zu widersetzen. [Am ehesten sollte er sein Heil in der Beseitigung des Springers suchen, den Weiß eigentlich nach d5 überführen wollte: 16...Lxc3!? 17.Txc3 Am Brett hatte ich zwar auch kurz über diese Möglichkeit nachgedacht, jedoch war es mir schwer gefallen, zu glauben, daß sich Schwarz bei vollem Brett ungestraft von seinem Fianchettoläufer trennen darf. 17...Dc7 18.c5|^ 1/2-1/2 Gustafsson,J (2614)-Comas Fabrego,L (2513)/Sant Lluis 2005 (46)]

17.Sd5+/- Lxd5 18.exd5 b6 19.c5
Aufgrund der Schwäche auf e7 darf Schwarz nun nicht zweimal auf c5 tauschen, so daß Weiß einen gefährlichen, langfristig entscheidenden Freibauern auf c6 etablieren kann.

19...bxc5 20.bxc5 Df5 21.c6+- e6 22.Df3!?
Gewiß wäre auch 22.Dc4 oder 22.Dd3 möglich gewesen, jedoch erschien mir die Verdopplung auf der f-Linie keineswegs nachteilhaft zu sein: schließlich verschwindet die aktivste schwarze Figur und Weiß erhält ein Luftloch für seinen König.

22...Dxf3 23.gxf3 e5 24.Tb1 f5 25.Tb7
und Schwarz begab sich früh, aber keineswegs unbegründet geschlagen. 1-0