Direkt zum Inhalt
Direkt zur Hauptnavigation

Inhalt:

Aktuelles

20. März 2023

Der Titelverteidigung ein großes Stück nähergekommen

Ein hart erkämpfter 4,5:3,5 Heimsieg gegen die erwartet starke SG Solingen, ein vergleichsweise leicht errungener 6,5:1,5 Erfolg gegen den SV Mülheim Nord und gleichzeitig eine Niederlage des Hauptrivalen SC Viernheim gegen Werder Bremen: Ein für die OSG- Baden-Baden glücklich verlaufenes Wochenende hat den verlustpunktfreien Kurstadtverein und Titelverteidiger zum alleinigen Tabellenführer in der Schachbundesliga gemacht. Zwei Mannschafts- und siebeneinhalb Brettpunkte Vorsprung auf Konkurrent Viernheim sind ein „beruhigendes Gefühl“, befand Teamchef Sven Noppes mit Blick auf die restlichen vier Runden dieser Saison. Man habe es jetzt in der eigenen Hand, erneut die Deutsche Meisterschaft zu holen, ließ Noppes mit Erleichterung seinem Optimismus freien Lauf. So verdient der OSG – Sieg gegen den oftmaligen Mitfavoriten SG Solingen, so überraschend die Niederlage Viernheims, analysierte Noppes den Verlauf der Begegnungen des Wochenendes. Darüber, warum Viernheim die für die Saison avisierte optimale Aufstellung nicht brachte oder nicht bringen konnte, fehle ihm die Information.

Den Big Point im Ballsaal des „Brenners“ gegen Solingen erzielte der französische Spitzenspieler Maxime Vachier-Lagrave am ersten Brett. Nach einer für seinen Gegner stellenweise anscheinend schwer zu durchschauenden Spielführung brachte eine elegante, über mehrere Züge präzise berechnete Schlusskombination den vollen Punkt für Baden-Baden.

Aber auch mit seinem in hoher Bedrängnis erkämpften Remis-Happy End durfte sich Arkadij Naiditsch an Brett acht mit als Matchwinner fühlen. Sein hoher Wert für das OSG-Team – so sieht es Noppes – erweist sich nicht nur in vielen Siegen, sondern auch in seinen Fähigkeiten, schlechtere Stellungen zäh zu verteidigen. In zahlreichen Einsätzen datiert sein letzter Verlust aus der verlängerten Saison 2019/2021!

Bezeichnend für die Härte der gesamten Auseinandersetzung zwischen dem früheren und dem aktuellen Rekordmeister stand die Partie am zweiten Brett: Über 162 Züge versuchte Francisco Vallejo Pons gegen den Solinger Markus Ragger ein seltenes Endspiel zu gewinnen (König, Turm und Springer gegen König und Turm, ohne Bauern), in dem man den Sieg nur in Ausnahmesituationen erzwingen kann. Nach acht Stunden einigte man sich auf Remis. Auch Vincent Keymer, Michaels Adams, Radoslaw Wojtaszek, Alexei Shirov und Rustam Kasimdzhanov mussten an diesem Tag die Ebenbürtigkeit der Klingenstädte Gegner zur Kenntnis nehmen und Unentschieden an ihren Brettern akzeptieren.

Gegen Mülheim Nord hatte das OSG-Team keine Mühe, den deutlichen Sieg einzufahren. Francisco Vallejo Pons, Vincent Keymer, Michael Adams, Radoslaw Wojtaszek und Arkadij Naiditsch gewannen ihre Partien teils durch ideenreichere Spielführung, teils durch handwerklich-technische Präzision. Maxime Vachier-Lagrave hatte in David Navara am ersten Brett einen Gegner auf Augenhöhe. Ein Remis-Ergebnis stand ebenso zu Buche wie bei Alexei Shirov und Rustam Kasimdzhanov.

Big Point mit Glanzpartie: Maxime Vachier-Lagrave (Foto: W. Siemon)

Für Patrick Bittner, OSG-Vorsitzender, war der Kampfes- und Siegeswille einer geschlossenen Mannschaft der entscheidende Faktor, dazu gelegentlich aber auch ein Quäntchen Glück – insgesamt „ein phantastisches Wochenende für die OSG“, so Bittners freudiger Ausruf nach vielen spannenden Stunden Schach. 

Walter Siemon


17. März 2023

Dritter Platz beim Jugend-Cup 2022/23

Beim Jugend-Cup Gruppe Nord gelang es dem Team der OSG Baden-Baden den geteilten zweiten bis dritten Platz zu erreichen. Wir blieben als einzige Mannschaft ungeschlagen und gewannen genauso viele Punkte wie Viernheim, doch bessere Brettpunkte brachte ihnen Rang 2. Sieger wurde der SK Ettlingen. Nur die ersten beide Plätze qualifizieren sich für das Finale, welches eine Chance zum Aufstieg in die Jugendbundesliga bietet. Da wir hier bereits spielen, war dies von Anfang an nicht unser Ziel. Vielmehr ging es uns darum, allen Spielenden, besonders auch den jüngeren und jüngsten Schachtalenten eine Möglichkeit zu bieten, Wettkampf- und Spielerfahrung zu sammeln. Besonders wichtig war uns bei dieser Initiative den Teamspirit zwischen den Kindern zu fördern. Obwohl unser Fokus nicht auf der Platzierung lag, kann sich diese mit dem dritten Platz sehr wohl sehen lassen. Auch schaffte es ein Spieler unserer Mannschaft, Anton Büttner, in die Top 10 des Jugend-Cups. Vielen Dank an alle Teilnehmenden: Jonas Uhlmann, Moritz Bossert, David Stankovic, Vito Yin, Anton Büttner, Niklas Matz, Antoni Pawlak, Mery Nanthivarman, Gabriel Cretu, Lucas Stummvoll, Jan Gukenheimer. An dieser langen Liste der Teilnehmenden wird auch das hohe Engagement und große Einsatz der Vereinsmitglieder deutlich.

Vielen Dank auch an die Eltern, die die weiten Fahrten am Wochenende auf sich nahmen und somit diese Initiative ermöglichten. Ebenso Danke auch an die Trainer, die die Kinder mit Analysen und ihrem fachlichen Wissen unterstützten. (Lilli Weber)


16. März 2023

Heimspiel: Umzug ins „Brenners“

Der Zweikampf in der Schachbundesliga geht in die nächsten beiden Runden: Punktgleich führen die OSG Baden-Baden und der SC Viernheim das Feld an. Allein vier Brettpunkte Vorsprung, also ein besseres „Torverhältnis“, bedeuten aktuell Platz eins für den Titelverteidiger OSG Baden-Baden. In der „Orangerie“ im Brenners Park Hotel& SPA, Schillerstraße 4/6 in Baden-Baden gilt es dieses Wochenende, diesen Vorsprung zu verteidigen – mit Sicherheit kein Spaziergang, hat man doch mit der SG Solingen (Sa. ab 14.00 Uhr) zunächst den Tabellen-Dritten zu Gast, der Verein mit dem Nimbus eines früheren Rekordmeisters, der dem Nachfolger als Rekord-Seriensieger, der OSG Baden-Baden, immer ein natürlicher Rivale war. Auch aktuell sind drei Mannschaftspunkte Abstand kein Ruhepolster für das Kurstadt-Team. Mit dem SV Mülheim Nord folgt am Sonntag ab 10.00 Uhr eine weitere anspruchsvolle Aufgabe für die Baden-Badener Großmeister, rangieren doch auch die Mülheimer in der ersten Tabellenhälfte, allerdings ohne Meisterschaftsperspektiven. Die hat umso deutlicher der SC Viernheim, schon in der letzten Saison der OSG dicht auf den Fersen und öfter mal Partner so manch dramatischer Auseinandersetzung. Gegen den SV Werder Bremen und dem Nachbarverein SK Kirchweyhe, beide in der zweiten Tabellenhälfte angesiedelt, ist Viernheim klar favorisiert, könnte also den Atem des Verfolgers im Nacken der OSG noch ein paar Grad heißer werden lassen.

Der Eintritt zu den Heimspielen der OSG im „Brenners“ ist frei, alle Partien werden live auf schachbundesliga.de oder chess24.com übertragen.

Walter Siemon


15. März 2023

OSG für die Endrunde im Deutschen Mannschaftspokal qualifiziert

Am letzten Wochenende fand die Zwischenrunde im Deutschen Mannschaftspokal statt. Das Los führte uns ins schöne Hotel Sonneck nach Knüllwald (zwischen Fulda und Kassel), wo der Deutsche Blinden- und Sehbehinderten Schachbund als Ausrichter seine Spiele austrägt. Die weiteren teilnehmenden Teams waren der SC Gröbenzell und die SVG Caissa Kassel.

Die Ausgangslage war eindeutig. Wir waren der ganz deutliche Favorit und in beiden Spielen nach ELO haushoch im Vorteil. Alles andere als ein Weiterkommen wäre eine große Sensation gewesen. Doch unser Team mit GM Alexei Shirov, GM Jan Gustafsson, GM Sergej Movsesian und GM Philipp Schlosser meisterte die Favoritenbürde ohne Probleme.

Am Samstag wurden wir gegen den Blindenschachbund gelost. Auch für unser routiniertes Team war es zum Teil eine neue Erfahrung gegen blinde- sehbehinderte Spieler anzutreten. Die Züge mussten dem Gegner deutlich angesagt werden. Aber es reichte nicht z.B. „d3“ oder „e4“ zu sagen, sondern es sollte der Buchstabe auch in ein Wort gefasst werden, z.B. „Dora 3“ oder „Emil 4“. Und der Zug des Gegners musste auf dem eigenen Brett ausgeführt werden. Dazu gab es eine spezielle Schachuhr, wo der Gegner mittels Kopfhörer sich die verbleibende Zeit ansagen lassen konnte.

Obwohl der Gegner lange Paroli bot und eine gute Leistung zeigte, gewannen wir zum Schluss standesgemäß mit 4:0. Abends in der Bar konnten wir dann mit den blinden- sehbehinderten Spielern und deren Betreuer/Innen ausführliche Gespräche über das Blinden-Schach führen, was äußerst interessant und lehrreich war. Meinen größten Respekt für diese Leistung auf dem Niveau für das Team vom Blindenschachbund. Leider war der Gastgeber mit der Niederlage ausgeschieden. Wir bedanken uns für die Ausrichtung und dem Nationalen Schiedsrichter Heiko Schlierf für die problemlose Leitung aller Partien.

Am Sonntag kam es dann zum Duell gegen den nominell stärksten Gegner, den SC Gröbenzell, der am Vortag die SVG Caissa Kassel mit 3:1 besiegt hatte. Schnell zeichnete sich ein Sieg von Sergej gegen Ronald Kempter ab und auch Jan steuert bald gegen Christian Grawe auf die Siegerstraße zu. Dagegen hatte Alexei an Brett eins einige Probleme. Er opferte etwas zweifelhaft eine Qualität und musste danach um Kompensation kämpfen gegen seinen starken Gegner FM Carsten Schuster, was ihm aber gelang, als er in ein remisliches Turmendspiel abwickeln konnte. Am längsten kämpfte Philipp gegen Dr. Thomas Pieper. Dieser opferte in einer scharfen Variante zwei Bauern und drückte dann lange gegen die passive Stellung von Philipp, der sich aber dann gut befreien konnte. Es war ein tolles spannendes Spiel, dessen Ausgang lange unklar war. Nach sechs Stunden musste der Gegner aber Philipp zum Sieg gratulieren. Somit stand ein 3,5:0,5 Sieg zu Buche, was uns den Einzug in die Endrunde beschert. Dort treffen wir dann auf die SF Deizisau, den SK Kirchweyhe und die SG Solingen. (Patrick Bittner)


13. März 2023

OSG neuer Badischer Blitzmannschaftsmeister

An der diesjährigen Badischen Blitzmannschaftsmeisterschaft in der Waldsaumhalle Ettlingen nahmen gleich zwei unserer Mannschaften teil, sodass wir mit der OSG 1 (Artem Dobrosmyslov, Rolf Schlindwein, Stefan Doll, Daniel Schmitt) und der OSG 2 (Julius Semling, Johannes Semling, Tim Uhlmann, Carlos Neves) stark vertreten waren.

Dank der sehr guten Turnierleitung konnte das Turnier reibungslos über die Bühne gehen, sodass alle 25 Mannschaften als Rundenturnier gegeneinander antraten.

Unserer Jugendtruppe OSG 2 gewann unter anderem gegen den Mitfavoriten KSF 1 und leistete somit entscheidende Schützenhilfe. Darüber hinaus gab es viele Achtungserfolge als Team und auch individuell wurden starke Ergebnisse gezeigt. Das Team endete auf einem guten 15.Platz.

Sehr spannend verlief das Turnier für unsere erste Mannschaft, welche durch das Turnier hinweg immer mal wieder ganz vorne mitspielte und es bis zur letzten Runde nicht klar war, ob und welchen Podiumsplatz sie erreichen würde.

Schlussendlich entschied sich der Badische Meistertitel wegen dem Gleichstand der Mannschaftspunkte (MP) über die besseren Brettpunkte (BP). Die OSG (43:5 MP, 74 BP) gewann vor dem SK Viernheim (43:5 MP, 72,5 BP). Dritter wurden die Karlsruher Schachfreunde (42:6 MP).

Schön zu sehen war neben den schachlichen Erfolgen auch der Zusammenhalt unserer beiden Mannschaften. Die Teamergebnisse standen immer im Vordergrund und in den Pausen wurde sich immer wieder motiviert bis zum Ende des stark besetzten Turniers das Beste zu geben.

Hier der Link zum Endstand: https://www.schachklub-ettlingen.de/prod/turnier/2023/2023-bbmm/ergebnisse/kreuztabelle.html

Wir bedanken uns für die tolle Organisation beim SK Ettlingen. (Daniel Schmitt)

v.l.n.r. Artem Dobrosmyslov, Daniel Schmitt, Tim Uhlmann, Rolf Schlindwein, Johannes Semling, Stefan Doll, Julius Semling, Carlos Neves

v.l.n.r. Steffen Piechot (Sportdirektor BSV), Rolf Schlindwein, Artem Dobrosmyslov, Stefan Doll, Daniel Schmitt

12. März 2023

Noch ein Fünkchen Hoffnung

Zwei klare Heimsiege konnte die OSG Baden-Baden in der Schach Frauenbundesliga am vergangenen Wochenende feiern – und doch ist es nur ein kleiner Schritt, der die Hoffnung auf eine erfolgreiche Titelverteidigung aufrecht zu erhalten vermag: ein Zugewinn von einem halben Brettpunkt im Verhältnis zum Spitzenreiter SK Schwäbisch Hall. Nach wie vor beträgt der Abstand jedoch zwei Mannschaftspunkte. Der Saisonsieg kann theoretisch noch aus eigner Kraft an die Oos geholt werden, praktisch müssten jedoch an den drei Tagen der zentralen Endrunde der Frauenbundesliga Schach ab 29.4. in Bad Königshofen mehrere glückliche Umstände zusammenkommen, wenn die drei Vereine an der Tabellenspitze, Schwäbisch Hall, die Schachfreunde Deizisau sowie die OSG Baden-Baden, noch gegeneinander antreten müssen und am Ende der dreizehnte Titel für Rekordmeister Baden-Baden herausspringen soll – im Moment abstrakte Zahlenspiele. Der Blick auf das letzte Wochenende zeigt ein 4,5:1,5 der OSG gegen die SG Solingen und ein 5:1 gegen den SV Hemer 1932. Keine einzige Partie ging verloren. Gegen Solingen siegten Elisabeth Pähtz am zweiten Brett, Josefine Heinemann an Position vier, man darf schon sagen, wie gewohnt, sowie Ketino Kachiani-Gersinska. Den Remisfrieden schlossen Exweltmeisterin Alexandra Kosteniuk am Spitzenbrett, Anna Zatonskih an Brett drei sowie Iamze Tammert am sechsten Brett. Gegen Hemer punkteten Alexandra Kosteniuk, erneut Elisabeth Pähtz, Anna Zatonskih (kampflos)  und Iamze Tammert voll, Josefine Heinemann und Ketino Kachiani-Gersinska mussten sich mit Remis zufrieden geben. Einige Chancen, noch mehr Brettpunkte zu sammeln, wurden zwar liegen gelassen, aber bei solch hohen Siegen erübrigt sich nach Ansicht von Teamchef Thilo Gubler jede Kritik.

Walter Siemon


9. März 2023

Unmöglich gibt es nicht

Schachfans aus Baden-Baden und Umgebung (oder solche, die zufällig gerade in der Gegend sind) können an den beiden kommenden Wochenenden Bundesliga-Schach vor Ort verfolgen (der Eintritt ist frei). Zunächst die Heimspiele der  Frauenbundesliga Schach im Kulturhaus LA8, eine Woche später die nächsten beiden Runden der Schachbundesliga (in der Männer und Frauen spielberechtigt sind) im Ballsaal von „Brenners Parkhotel“.

Bei den Frauen liegt Titelverteidiger OSG Baden-Baden aktuell auf Tabellenrang drei, zwei Mannschaftspunkte hinter dem SK Schwäbisch Hall und einen Mannschaftspunkt hinter den Schachfreunden Deizisau. Zur Titelverteidigung sind gegenüber den Schwäbinnen nicht nur die Mannschaftspunkte aufzuholen, sondern auch mindestens viereinhalb Brettpunkte.

Eine Unmöglichkeit? Mit ausreichend Schützenhilfe nicht, hält Teamchef Thilo Gubler die Hoffnung hoch. Eine der Voraussetzungen: Die SG Solingen (diesen Samstag ab 14.00 Uhr) und der abstiegsgefährdete SV Hemer 1932 (diesen Sonntag ab 9.00 Uhr) müssen besiegt werden, da man sich weiter Punktverluste nicht mehr leisten kann, soll der Spitzenplatz am Saisonende noch in Sichtweite verbleiben. Ob der SV Weißblau Allianz Leipzig und die Rodewischer Schachmiezen der OSG den „Gefallen“ tun können, dem SK Schwäbisch Hall ein Bein zu stellen ist eine Frage, auf deren Beantwortung man an der Oos verständlicherweise sehr gespannt ist. Alle Partien werden live auf chess24.com übertragen.

Die Ausgangssituation von Spitzenreiter OSG Baden-Baden in der Schachbundesliga ist mit Blick auf einen weiteren Meistertitel vergleichsweise deutlich komfortabler. Mit der SG Solingen und SV Mühlheim Nord müssen Ende kommender Woche allerdings zunächst zwei harte Nüsse geknackt werden, will man den nach Mannschaftspunkten gleichauf liegenden SC Viernheim nicht auf der Überholspur sehen.

Wir werden berichten.

Walter Siemon


27. Februar 2023

OSG Baden-Baden in der Schachbundesliga weiterhin auf Kurs

Mit zwei überzeugenden Siegen hat Titelverteidiger OSG Baden-Baden seine Spitzenposition in der Schachbundeliga nicht nur behauptet, sondern noch ausgebaut. Zwar liegt der schärfste Rivale, der SC Viernheim, nach Mannschaftspunkten gleichauf, aber der Rekordmeister von der Oos hat nach 9 von 15 Runden 4 Brettpunkte mehr auf dem Konto als die Südhessen, möglicherweise ein entscheidender Faktor in der Endabrechnung. In Runde Nummer acht am vergangenen Wochenende gelang den Kurstädtern zunächst ein in dieser Höhe nicht unbedingt zu erwartender 6,5:1,5 Sieg gegen Aufsteiger SV Deggendorf, der an seinen acht Brettern immerhin sieben Großmeister aufbieten konnte. Es gibt kein Pech im Schach, aber Glück: Das hatte Weltklassespieler Maxime Vachier-Lagrave am zweiten Brett, als seinem Gegner Nikola Sedlak, klar auf Gewinn stehend, ein haarsträubender Blackout unterlief, durch den die OSG einen vollen Punkt auf dem Silbertablett serviert bekam.

Glück in dieser massiven Form war bei Nikita Vitiugov, Michael Adams, Etienne Bacrot und Alexander Donchenko nicht nötig, sie überspielten ihre Gegner aus Niederbayern mit viel Manövrierkunst und Übersicht. Richard Rapport am Spitzenbrett, Radoslaw Wojtaszek und Alexej Shirov stellten mit ihren Remis-Ergebnissen den Endstand sicher.

Adams, Bacrot und Donchenko – alle drei Zweifach-Sieger des Wochenendes. Auch beim 5,5:2,5-Erfolfg in Runde neun gegen den Münchener Schachclub 1836 steuerten sie volle Punkte bei. Dabei gelang Bacrot unter „Mithilfe“ seines Gegenübers Jonathan Speelman das Kunststück, bereits nach elf Zügen auf Sieg zu stehen, der nach weiteren vierzehn Zügen Realität war – eine Seltenheit auf diesem Niveau. Donchenko hat einen Lauf: Man sieht derzeit viele Siege von ihm. Michael Adams merkt man die Erfahrung einer langen Schachkarriere immer wieder an – eine verlässliche Größe im OSG-Team. Richard Rapport, Nummer vierzehn der Welt, nutzte Ungenauigkeiten im Spiel seines Gegenübers glasklar aus und punktete ebenfalls voll für die OSG, während Maxime Vachier-Lagrave, Nikita Vitiugov und erneut Radoslaw Wojtaszek mit ihren Gegnern den Remis-Frieden schlossen.

Schneller Sieg: Etienne Bacrot

Allein Alexei Shirov musste der Hochform seines jugendlichen Gegners Leonardo Costa Tribut zollen und eine Niederlage quittieren – durchaus nichts, was man für unmöglich hätte halten können, ist doch Costa voriges Jahr im Alter von vierzehn Jahren jüngster Deutscher Meister aller Zeiten geworden.

OSG-Vorsitzender Patrick Bittner sprach im Rückblick auf das Wochenende von einer „souveränen, geschlossenen Mannschaftsleistung“ und freute sich gleichzeitig über die Siege des Vorjahres-Tabellenersten OSG Baden-Baden in der Gruppe Süd der zweiten Bundesliga. Mit dem 5:3 gegen den Heilbronner SV und einem 4,5:3,5 gegen Bad Mergentheim konnten einem Abwärtstrend Einhalt geboten und ein Platz im vorderen Mittelfeld stabilisiert werden.

Walter Siemon


22. Februar 2023

Gute Chancen, die Spitze zu behaupten

Die Runden acht und neun von fünfzehn in der Schachbundesliga stehen an diesem Wochenende an.

Rekordmeister OSG Baden-Baden wird alles daransetzen, die Tabellenspitze zu behaupten. Gleichstand nach Mannschaftspunkten mit dem Hauptkonkurrenten der letzten beiden Jahre, dem SC Viernheim, ist durchaus möglich, zu verteidigen ist für die OSG Baden-Baden aber auch ein noch recht komfortabler Vorsprung an Brettpunkten.

Geht man nach den aktuellen Tabellenständen, scheint die OSG gegenüber Viernheim das etwas leichtere Programm zu haben: Samstag ab 14.00 Aufsteiger SV Deggendorf, im Moment Tabellenvorletzter, Sonntag ab 10.00 Uhr der Münchener Schachclub 1836 auf Platz zwölf der aktuellen Tabelle, ein Rang vor den Abstiegsplätzen. Teamchef Sven Noppes warnt jedoch regelmäßig davor, Prognosen nach Tabellenrängen abzugeben. Jeder Gegner ist für ihn erst einmal ein starker Gegner und muss am Brett niedergerungen werden.

Das mit dieser Saison in den OSG-Stall gekommene Zugpferd Vincent Keymer, mit achtzehn Jahren deutsche Nr.1, steht nicht zur Verfügung. Er absolviert in Düsseldorf die letzte Runde eines Weltklasseturniers, des „WR Chess Masters“.

Man darf gespannt sein, wer in der OSG-Mannschaft an seine Stelle tritt. Ein Großmeister ähnlicher Spielstärke, wie sie Keymer besitzt, wird es auf jeden Fall sein.

Austragungsort der Kämpfe an diesem Wochenende ist für die OSG Baden-Baden der TSV Schönaich.

Die Partien werden live auf schachbundesliga.de oder chess24.com übertragen.

Walter Siemon


20. Februar 2023

Frauen-Bundesliga: Schon die Vorentscheidung?

Als säßen sie im falschen Film – so mag es den OSG-Spielerinnen am vergangenen Wochenende in Leipzig nach den beiden Runden der Frauenbundesliga Schach vorgekommen sein: Zwei haushohe Siege und doch muss ein kleines Wunder geschehen, soll die Titelverteidigung vom aktuellen dritten Tabellenplatz aus in dieser Saison noch klappen. Unmöglich ist es nach Einschätzung von OSG-Teamchef Thilo Gubler nicht. Einfach weitermachen, lautet seine Devise, zumal auch Spitzenreiter SK Schwäbisch Hall und der derzeit Zweitplatzierte, die Schachfreunde Deizisau noch gegeneinander antreten müssen. Was war geschehen? Zwar verbuchte die OSG zunächst gegen Gastgeber SV Weißblau Allianz Leipzig mit dem 5:1 einen Erfolg, wie er schöner kaum geht, aber der SC Bad Königshofen, zweifacher Titelträger vergangener Tage, in dieser Saison aber ohne Meisterschaftschancen, spielte dennoch „Schicksal“ für die OSG, nicht nur durch einen überraschenden Sieg gegen die Baden-Badenerinnen im November letzten Jahres. Die noch größere Überraschung folgte in der ersten Begegnung des vergangenen Wochenendes:

Das spektakuläre Zerplatzten einer Hoffnung der OSG, Bad Königshofen könnte dem Tabellenersten Schwäbisch Hall Mannschafts- oder zumindest ein paar Brettpunkte abknöpfen. Gerade mal ein Remis gelang den Bad Königshoferinnen, die damit gegen Schwäbisch Hall eine von niemandem ins Kalkül gezogene 0,5:5,5-Niederlage kassierten. Damit verschafften sie den Schwäbinnen einen kaum noch einholbaren Vorsprung an Brettpunkten, auch, wenn die Gelegenheit nach Mannschaftpunkten gleichzuziehen, für die Schachmeisterinnen von der Oos durchaus noch gegeben ist. Ein weiterer Clou: In der zweiten Runde des Wochenendes deklassierten eben jene Bad Königshoferinnen, offenbar gut erholt, die Spielerinnen des FC Bayern München mit 6:0! Und zusätzlich frustrierte Schwäbisch Hall die Baden-Badenerinnen durch ein 6:0 gegen den SV Medizin Erfurt.

Selbst ein weiterer 5:1 Kantersieg der OSG, diesmal gegen die höher eingeschätzten Rodewischer Schachmiezen, musste dagegen verblassen. Zwar kann Titelverteidiger OSG Baden-Baden in der direkten Begegnung mit Schwäbisch Hall in der 10. und vorletzten Runde am 30. April noch eine letzte Chance auf die dreizehnte Deutsche Meisterschaft wahren, aber im weiteren Verlauf der Saison müssen insgesamt zwei Mannschafts- und 4,5 Brettpunkte aufgeholt werden.

Die Einzelergebnisse des OSG-Teams am Wochenende:

Gegen Leipzig siegten an den Brettern drei bis sechs Elisabeth Pähtz, Nurgyul Salimova, Josefine Heinemann und Ketino Kachiani-Gersinska.

Großmeisterrin Elisabeth Pähtz (Foro Thilo Gubler)

Die frischgebackene Siegerin eines internationalen Grand Prix Turniers, Exweltmeisterin Alexandra Kosteniuk, sowie Zhansaya Abdumalik remisierten an den ersten beiden Brettern. Gegen die Rodewischer Schachmiezen holten die ersten fünf Bretter volle Punkte für die OSG, nur Ketino Kachiani-Gersinska musste eine ihrer seltenen Niederlagen quittieren. Zwei bemerkenswerte Fakten darf man hervorheben: Mit Elisabeth Pähtz siegte beide Male die erste und bisher einzige deutsche Schachspielerin, die vor einigen Monaten den Großmeistertitel der Weltschachorganisation FIDE zugesprochen bekommen hat, der für alle Spielerinnen und Spieler gilt, die die erforderlichen Normen erfüllt haben.

Rekord-Scorerin für die OSG ist Josefine Heinemann, mit nunmehr überragenden 34 von 36 möglichen Punkten, die sie saisonübergreifend erzielt hat.

Walter Siemon


17. Februar 2023

Frauenbundesliga Schach: Winterpause beendet

Nach einer gefühlt recht langen Winterpause von drei Monaten geht es an diesem Wochenende in der Frauenbundesliga Schach weiter mit den Runden fünf und sechs. Die Titelverteidigerinnen und zwölffachen deutschen Rekordmeisterinnen der OSG Baden-Baden müssen an diesem Samstag ab 14 Uhr gegen den Gastgeber SV Weißblau Allianz Leipzig antreten und am Sonntag ab 9.00 gegen die Rodewischer Schachmiezen. Und die Akteurinnen von der Oos werden sich strecken müssen, liegt man doch nach der empfindlichen Niederlage gegen SC Bad Königshofen im November letzten Jahres in Runde drei „nur“ auf dem dritten Tabellenplatz, zwei Mannschaftspunkte hinter Spitzenreiter und Dauer-Rivale SK Schwäbisch Hall. Zwar leugnet Teamchef Thilo Gubler nicht die Favoritinnenrolle der Kurstadtspielerinnen, aber Leipzig ist mit Platz vier unmittelbarer Tabellennachbar und hat mit nur einem Mannschaftspunkt Rückstand auf Baden-Baden in dieser Saison bereits beachtliche Spielstärke signalisiert. Über die Rodewischer Schachmiezen braucht man nicht lange zu rätseln: In den letzten Jahren immer unter den TOP Fünf der Endtabelle zu finden, sind sie in Bestbesetzung immer ein gefährlicher Gegner

Ein Vorteil aus Sicht der OSG: Schwäbisch Hall und Bad Königshofen, traditionell immer mit die höchsten Hürden im Titelrennen, müssen gegeneinander antreten und sich die Punkte streitig machen. Außerdem hat Thilo Gubler seinen Optimismus mit dem Hinweis darauf unterstrichen, dass er in dieser Saison keine Mühe haben wird, durchgängig einen starken Kader aufstellen zu können.

Walter Siemon


6. Februar 2023

Fragen an Vincent Keymer

Wir haben diese Fragen schriftlich gestellt und schriftlich beantwortet bekommen.

Frage 1:

Wir, die OSG-Baden-Baden (und sicherlich alle unsere Anhänger) sind natürlich hocherfreut, Dich als sympathischen Menschen, besten deutschen Schachspieler und frischgebackenen Vizeweltmeister im Schnellschach seit dieser Saison in unseren Reihen begrüßen zu dürfen und Dich an den Spitzenbrettern unserer Bundesligamannschaft für uns kämpfen zu sehen.

Was hat Dich bewogen, zu uns zu kommen?

Das war letztlich Teil einer längerfristigen Idee. Schon zu Beginn der Förderung durch die Grenke AG haben wir davon gesprochen, dass ich möglicherweise dann, wenn meine Spielstärke entsprechend ist, für die OSG spielen könnte. Ich habe dann vor Beginn dieser Saison das Angebot gerne angenommen und freue mich jetzt, zu dieser starken Mannschaft zu gehören.

Frage 2:

Ende letzten Jahres hast Du im Kasachischen Almaty einen sensationellen Erfolg errungen: Mit nur einem halben Punkt Abstand hinter dem Sieger, Weltmeister Magnus Carlsen, bist Du in der traditionellen FIDE-Schnellschachweltmeisterschaft zweiter geworden – einerseits eine riesen Überraschung für die Schachwelt, andererseits wissen die Fans und Kenner natürlich um Deine Spielstärke. Man muss dazu sagen: An dem Turnier hat nahezu die gesamte Weltspitze teilgenommen.

Wie ordnest Du diesen Wahnsinnserfolg in Deiner Schachkarriere ein?

Der Gewinn dieser Silbermedaille zählt für mich zu meinen größten Erfolgen. Eine Medaille bei einer offiziellen Weltmeisterschaft -wenn auch Schnellschach- zu gewinnen ist schon wirklich etwas Besonderes.

Frage 3:

Seit Dr. Robert Hübner, der in den siebziger und achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts vier Mal WM-Kandidat war und bis auf Weltranglistenplatz drei vorgedrungen ist, hat es in Deutschland keinen Spieler mehr gegeben, der in so jungen Jahren so viel Hoffnung geweckt hat, ganz nach oben zu kommen.

Mit dem aktuellen Weltranglistenplatz 42 und Deinem jugendlichen Alter von 18 Jahren bist Du seit einiger Zeit ganz klar auf dem Weg dorthin.

Ist die Weltmeisterschaft Dein Traum und Ziel?

Das ist nichts, was ich in irgendeiner Form planen kann. Ich arbeite daran, mich weiter zu verbessern und dazu zu lernen. Was dann an messbaren Erfolgen daraus entsteht, kann ich nur abwarten.

Frage 4:

Empfindest Du die Hoffnungen und Erwartungen der Schachöffentlichkeit an Dich und die Ansprüche, die Du selbst an Dich stellst, als Druck, als Bestandteil der professionellen Erarbeitung eines Plans, gehst Du eher spielerisch damit um, oder ist es eine Mischung aus allem?

Ich empfinde den Druck von außen, also durch Öffentlichkeit, nicht sehr stark. Es ist eher so, dass mich das öffentliche Interesse freut und motiviert. Wahrscheinlich bin ich selber einer meiner strengsten Kritiker.

Frage 5:

Jeder Schachspieler, auch Du, muss im Laufe seiner Karriere immer wieder Rückschläge hinnehmen und macht Fehler im Spiel, die ihn an sich zweifeln lassen können.

Wie gehst Du damit um?

Natürlich mache ich Fehler, aber, wie Du schon sagst, die macht jeder Spieler. Das muss ich akzeptieren. Das Gute daran ist, dass die Fehler ein wichtiger Teil des Lernprozesses sind und somit zur schachlichen Verbesserung beitragen.

Frage 6:

Es ist verblüffend, wie die Schachwelt gerade von jungen oder jüngsten Talenten zwischen, sagen wir, 13 und 22 Jahren, bevölkert wird. Die meisten aus orientalischen Regionen. Alle haben im Teenager-Alter den Großmeistertitel errungen oder bekommen ihn demnächst verliehen. Und so gut wie alle wollen erklärtermaßen Weltmeister werden.

Wie erklärst Du Dir dieses Phänomen?

Vincent Keymer (Foto Gubler)

In vielen Ländern besteht ein viel größeres Interesse an Schach als bei uns. Ich habe beispielsweise bei der Schacholympiade in Chennai die unglaubliche Begeisterung vieler Inder für Schach erlebt. Das ist die perfekte Voraussetzung, um viele sehr starke Spieler hervorzubringen. Der andere Faktor ist die Möglichkeit, mit Engines zu trainieren, was es Spielern meiner Generation leichter macht schon so früh so gut zu werden.

Frage 7:

Wann fiel Dein Entschluss, Schachprofi zu werden?

Das war ein langer Prozess. Zuerst ging es um Entscheidungen, die weit in der Zukunft lagen. Am Ende hat sich alles so entwickelt, dass mir die Entscheidung wirklich leicht gefallen ist.

Vielen Dank für Deine Antworten!

Walter Siemon


6. Februar 2023

OSG Baden-Baden wieder Spitzenreiter der Schachbundesliga

Drei Runden, drei Siege und ordentlich Brettpunkte gemacht – vor heimischem Publikum im Kulturhaus LA8. Man kann es nicht anders sagen: Das Oktett der OSG-Baden-Baden war in Form. Die Wiederaufnahme des Spielbetriebs im neuen Jahr bescherte am vergangenen Freitag zunächst den Reisepartner bei Auswärtsspielen, Aufsteiger TSV Schönaich, als Gegner. Das Endergebnis von 6:2 für die OSG lag im Rahmen dessen, was man sich an der Oos erhoffen durfte, zumal Schönaich – warum auch immer – mit einer Art Ersatzmannschaft antrat. Nur am ersten Brett kämpfte ein Großmeister: Denis Kadric. Er und das erste Brett der OSG, Richard Rapport, spulten Varianten ab, in denen sie sich anscheinend gut auskannten. Remis war das Resultat. Am zweiten Brett siegte für die OSG Maxime Vachier-Lagrave, Weltranglisten Achtzehnter aus Frankreich, OSG – Großmeister Arkadij Naiditsch überspielte seinen Gegner bis zu einer nicht mehr zu parierenden Matt-Drohung. Dass die Großmeister Alexander Donchenko, der jüngst einen vielbeachteten internationalen Turniersieg feiern durfte, und Sergeij Movsesian gegen titellose Amateure volle Punkte einfahren würden, überraschte niemanden. Am letzten Brett bekam die OSG – Nachwuchshoffnung, FIDE-Meister Niklas Schmieder, von Teamchef Sven Noppes die Gelegenheit, sich gegen einen Ersatzspieler aus Schönaich das standesgemäße Erfolgserlebnis zu verschaffen. Rustam Kasimdzhanov mit einem Unentschieden und Michael Adams mit einer unerwarteten Niederlage, beide in den meisten Fällen zuverlässige Punktelieferanten für die OSG, mussten anerkennen, dass auch gegen nominell deutlich schwächer Gegner auf Bundeliganiveau Siege niemals garantiert sind.

Für den nächsten Tag erwartete man eine wirklich harte, möglicherweise sehr enge Auseinandersetzung. Die Schachfreunde Deizisau standen bereit zu beweisen, dass ihr zweiter Tabellenplatz kein Zufall war. Das Ergebnis erstaunte die Beobachter: Ebenfalls ein hoher 6:2- Sieg für die OSG, diesmal aber gegen acht gestandene Großmeister. Richard Rapport hatte offenbar am ersten Brett absolut keinen Respekt vor dem Einzeleuropameister 2022, dem noch nicht ganz siebenundzwanzigjährigen Deutschen, Matthias Blübaum. Mit einem kreativen Materialopfer verschaffte sich Rapport ein derartig aktives Figurenspiel, dass Blübaum die Übersicht verlor und schließlich aufgeben musste. Noch vor Blübaum rangiert in der deutschen Rangliste Vincent Keymer, die Nummer Eins. Seine Stunde kam am dritten Brett gegen den Deizisauer ehemaligen Mannschaftskameraden, Andreas Heimann. Mit einer für ihn typischen, subtilen Strategie lockte Keymer in seinem insgesamt fünften Einsatz für die OSG seinen Gegner in ein vorteilhaftes Endspiel, dass er konsequent für sich entschied. Michael Adams konnte in souveräner Manier gegen Zdenko Kozul die Scharte vom Vortag auswetzen und punktete voll. Es lässt sich kaum noch zählen, wie oft sich Arkadij Naiditsch für die OSG als „sichere Bank“ erwiesen hat. So auch diesmal, als er einen zu riskanten Bauernvorstoß seines Gegenüber Alexander Graf mit fliegenden Fahnen widerlegte. Maxime Vachier-Lagrave Rustam Kasimdzhanov, Alexander Donchenko und Sergej Movsesian sicherten jeweils mit einem Unentschieden den unerwartet hohen Gesamtsieg gegen Deizisau ab.

Dreifachsieger Arkadij Naiditsch (Foto Gubler)

Auch in der dritten Runde des Schachmarathons am letzten Wochenende winkte eine Herausforderung: Die Großmeister und Internationalen Meister des FC Bayern München.

Als die Bedenkzeit auf der Uhr knapp wurde, bewies der frischgebackene Vizeweltmeister im Schnellschach, Vincent Keymer, in welcher Geschwindigkeit er in einem Endspiel mit einem Bauern Übergewicht die richtigen, siegbringenden Entscheidungen treffen kann. Nachdem er sich zu Beginn der Partie auf eine scheinbar riskante, beengende Stellung eingelassen hatte, in der ihm aber offensichtlich klar war, wie man sie zu einer guten Position auflösen kann, konterte er seinen Gegner Amin Tabatabaei druckvoll aus. Und erneut rechtfertigte Arkadij Naiditsch das schon zur Gewohnheit gewordene Vertrauen in seine Verlässlichkeit, als er den mehrfachen deutschen Meister Klaus Bischoff vom FC Bayern bei vollem Brett zur Aufgabe zwang.  Richard Rapport remisierte an Brett eins gegen eines der aufstrebenden Jung-Genies der internationalen Schachszene, Parham Maghsoodloo, auch Maxime Vachier-Lagrave, Michael Adams, Rustam Kasimdzhanov, Akexander Donchenko und Sergei Movsesian schlossen mit ihren Gegnern aus Bayern den Remis-Frieden. 5:3 war der Schlussstand.

Mit zwei Mannschaftspunkten Vorsprung vor dem Erzrivalen der letzten Jahre, dem SC Viernheim, führt nun Titelverteidiger und Rekordmeister OSG Baden-Baden die Tabelle wieder an. Bleibt es in den nächsten Runden dabei, kann Viernheim in einem Nachholspiel nach Mannschaftspunkten zwar aufschließen, hat dann aber noch einen großen Rückstand an Brettpunkten aufzuholen.

Walter Siemon


1. Februar 2023

„Englische Woche“ für die OSG Baden-Baden in der Schachbundesliga.

Für die Spieler extrem anstrengend, für die Zuschauer aus Baden-Baden und Umgebung, die live dabei sein möchten, ein Verwöhnprogramm im Kulturhaus LA8: Drei Heimrunden der OSG in der Schachbundesliga von Freitag, 3.2.23 ab 16.00 Uhr, Samstag, 4.2. ab 14.00 Uhr und Sonntag, 5.2. ab 10.00 Uhr. Viele Stunden lang, im äußersten Einzelfall insgesamt mehr als fünfzehn, müssen die Großmeister der OSG höchste Konzentration am Schachbrett aufbringen. Es gilt zuerst, gegen den Reisepartner für die Auswärtsspiele zu spielen, danach folgen die Runden fünf und sechs, mit denen die Schachbundesliga ins neue Jahr startet. Ein „Trost“ für die Baden-Badener Denksportler angesichts des bevorstehenden Marathons: Der erste Gegner (besagter Reisepartner) wird Aufsteiger TSV Schönaich sein, aktuell Tabellenletzter, also normalerweise eine „lösbare Aufgabe“ wie das aus der Favoritenperspektive im Sport gerne genannt wird. Dann aber kommt es knüppeldick: Zweiter Gegner sind am Samstag die Schachfreunde Deizisau, aktuell Tabellenzweiter und immer einer der Titelaspiranten, an dessen Brettern mit größter Wahrscheinlichkeit acht in der Szene hinlänglich bekannte, bärenstarke Großmeister antreten werden. Ein kaum weniger anspruchsvoller Kampf steht am Sonntag an, gegen den FC Bayern München, im Moment im unteren Mittelfeld der Tabelle angesiedelt, aber immer mit Potential und Hunger auf mehr. Die zurzeit wegen der unterschiedlich absolvierten Rundenzahl noch verzerrte Tabellensituation sieht Titelverteidiger OSG auf Platz drei, aber klar wird an der Schach-Oos nach höheren Platzierungen geschielt, wenn die Tabelle ab Sonntag wieder auf der Reihe ist.

Eine spannende Frage für alle Schachfans dürfte die Personalie Vincent Keymer sein. Kann der Achtzehnjährige – deutsche Nummer Eins und seit kurzem überraschend Vizeweltmeister im Schnellschach – das erst letzten Sonntag beendete, kräftezehrende „Normalschach“-Turnier der absoluten Weltklasse, das „Tata Steel Masters“, an dem er mit respektablem Ergebnis teilgenommen hat, abhaken und sich wieder auf einen möglichen Einsatz im OSG-Team konzentrieren?  Seine potenziellen Gegner des Wochenendes würden es wahrscheinlich auch gerne schon vor dem ersten Zug wissen. Ähnliches gilt für Richard Rapport, oftmals eingesetzter Leistungsträger der OSG, der ebenfalls am „Tata Steel“, auch gerne „Wimbledon des Schach“ genannt, mit Erfolg teilgenommen hat.

Der Eintritt in die LA8 ist frei, die Partien werden live im Internet auf schachbundesliga.de und chess24.com übertragen.

Walter Siemon


3. Januar 2023

OSG Baden-Baden ist Deutscher Vizemeister U14 DVMM 26.12.-30.12.2022 in Kelheim

Bei der Deutschen Vereinsmeisterschaft der Altersgruppe U14 ging es selbst auf der ruhigen Donau zu wie auf hoher See. Gespielt wurde auf den einmaligen Schauplätzen der Donauschiffe Renate und Maximilian im bayrischen Kelheim mit hervorragender Verköstigung.

Begleitpersonen, Trainer und Eltern verfolgten teilweise nervös an den Bildschirmen die Spielverläufe. Im Hotel Dormero waren die Spieler untergebracht, wo sich der eine oder andere Abends zum Billardspiel einfand. Unsere Spieler nutzten jedoch jede Gelegenheit zur Analyse der Partien und zu Teambesprechungen mit unserem Trainer Großmeister Phillipp Schlosser.

In den ersten beiden Runden, die mit einem Unentschieden und mit einer Niederlage ausgingen, bemerkte man noch eine große Nervosität in der Mannschaft, die mit Julius und Johannes Semling, Vito Yin, Anton Büttner und Niklas Matz antraten. In Runde drei gelang unserer Mannschaft gegen die Karlsruher Schachfreunde ein deutlicher 4-0 Sieg und das steigerte die Moral für den Rest des Turnieres. Danach kletterten unsere Jungs unerbittlich die Rangliste nach oben. Es folgten zwei weiter Siege gegen die Schachvereinigung 1920 Plettenberg e.V. sowie gegen die Schachfreunde Essen-Katernberg 04/32 e.V. Jetzt standen wir bereits auf Platz vier, den wir in der sechsten Runde gegen die Mannschaft der TU Dresden mit einem sehr umkämpften Unentschieden halten konnten.

Die letzte Runde führte unser Team in die exklusive Rotunde, die nur den besten Mannschaften vorbehalten ist. Bei der Auslosung der siebten Runde klapperten am Abend zuvor dem einen oder anderen allerdings die Zähne, denn am letzten Tag sollte unsere Mannschaft gegen die bislang erstplatzierte Mannschaft München Garching antreten. Es war jedoch hier schon klar, dass Garching auch bei einer Niederlage auf Platz eins bleiben sollte, je nach Ausgang war für uns noch Rang 2 drin, aber auch ein Absturz auf Rang 8 oder 9. Als besonderer Ansporn wurde empfunden, durch den Sieg die Chance aufs Treppchen zu wahren und als einziges Team den deutschen Meister zu schlagen.

In der entscheidenden letzten Runde geriet zunächst Brett 3 in dramatische Schieflage, konnte sich dann durch geschicktes Spiel aber noch in ein Remis retten. Brett 4 musste sich seinem stark aufspielenden Gegner geschlagen geben und so ruhten alle unsere Hoffnungen auf den Zwillingen. Julius und Johannes Semling kämpften bis zum Schluss, beim zweiten Brett wortwörtlich, da nur noch eine sehr kurze Bedenkzeit von etwa einer Minute zur Verfügung stand. Am Ende schritten beide Jungen als Sieger über die Ziellinie. Das Unglaubliche wurde wahr: Unsere Mannschaft siegte über Garching: Die OSG Baden-Baden ist Deutscher Vizemeister!

Besonders hervorzuheben sind die Spitzenleistungen auf den ersten beiden Brettern durch Julius und Johannes Semling, deren überragendes Schachspiel mit den Preisen für das beste erste und zweite Brett geehrt wurde. Unsere erfahrensten Spieler lieferten tolle Duelle, aber vor allem funktionierte die Mannschaft als ein geschlossenes Team und die drei Neulinge bei deutschen Meisterschaften kämpften immer vorbildlich und bewahrten ihre Nerven und leisteten so ihren unverzichtbaren Beitrag zu diesem hervorragenden Ergebnis.

Sehr zu loben ist noch der Spitzen-Trainer Großmeister Philipp Schlosser, der die Spieler vorbereitete und ihnen rund um die Uhr mit Rat und Tat zur Seite stand. Das Turnier war eine tolle Erfahrung für alle Kinder, zusätzlich Motivation und Kraft brachte auch das große Interesse zuhause, es wurde mit gefiebert, mitgelitten und mitgefeiert von Teamkameraden über den neuen Jugendleiter David Stankovic, den Jugendkoordinator Rolf Schlindwein bis hin zum Vorstand Patrick Bittner, die alle täglich das Geschehen verfolgten. Und noch ein großer Dank an unseren Sponsor, die GRENKE AG, für die Unterstützung!

Lilli Weber (Mutter Anton Büttner)