Herbstmeister!
Am vergangenen Wochenende waren wir bei unserem Reisepartner im winterlichen Eppingen zu Gast und hatten es mit dem USV TU Dresden und dem SC Kreuzberg zu tun.
Während der Kampf gegen Dresden am Samstag recht einseitig verlief und wir ihn mit 7,5:0,5 zu unseren Gunsten entscheiden konnten, war der Kampf am Sonntag gegen Kreuzberg lange Zeit offen und wir waren am Ende froh mit 5:3 gewonnen zu haben. Da unser ärgster Verfolger Mülheim an diesem Wochenende überraschenderweise ein 4:4 gegen den Hamburger Schachklub abgab, sind wir nun nicht nur Herbstmeister sondern mit einem Dreipunktevorsprung auf Mülheim und Eppingen die einzige Mannschaft, die aus eigener Kraft Meister werden kann.(Fabian Döttling)
Aufgrund anderweitiger Verpflichtungen waren einige unserer Topspieler verhindert. Vishy ist derzeit in seiner Heimat Indien, Peter Svidler und Sergej Movsesian sind beim Superturnier im chinesischen Nanking und Etienne Bacrot ist in Elista beim FIDE-Grandprix aktiv.
Natürlich waren wir trotzdem in beiden Kämpfen hoher Favorit, da wir vom norwegischen Wunderknaben Magnus Carlsen und dem Hexer aus Riga, Alexei Shirov, angeführt mit 8 Großmeistern antraten.
Die Geschichte des Kampfes vom Samstag ist schnell erzählt. Magnus überspielte am Spitzenbrett sukzessive seinen Gegenüber Jens-Uwe Maiwald. Außerdem gewannen Liviu-Dieter Nisipeanu gegen Paul Hoffmann, Rustem Dautov gegen Dirk Wegener, Philipp Schlosser gegen Felix Graf und ich selbst gegen Peter Salzmann ziemlich souverän. Einige Sorgen hatte ich dagegen bei den Partien von Alexei Shirov gegen Gernot Gauglitz und von Arkadij Naiditsch gegen Sebastian Eichner, wobei beide ihre Gegner schließlich überwinden konnten. Peter Heine Nielsens Unentschieden gegen Jakow Loxine verhinderte, dass es zur 8:0 Höchststrafe kam, wobei man sagen muss, dass sich der Dresdner das Unentschieden redlich verdient hatte.
Am Sonntagmorgen ging es dann gegen die Hauptstädter vom SC Kreuzberg. Wie wir bereits am Samstag sehen konnten, fehlte bei den Kreuzbergern u.a. ihr Spitzenbrett Gabriel Sargissian, der Topscorer der vor knapp einem Monat zu Ende gegangenen Schacholympiade. Obwohl wir nominell deutlich überlegen waren, gestaltete sich der Kampf lange Zeit sehr ausgeglichen. Am zweiten Brett stand zwischen dem mehrfachen deutschen Meister Thomas Luther und Alexei Shirov eine der schärfsten Varianten im Najdorf-Sizilianer zur Debatte. Was für viele Zuschauer als ein hoch spannendes, taktisches Gemetzel mit weißem Figurenopfern erschien, war in Wahrheit jedoch eine forcierte Remisvariante, wie beispielsweise auf Garry Kasparows zweiter Chessbase Najdorf-DVD im siebten Clip gesehen werden kann. Dieser Punkteteilung folgten weniger spektakuläre zwischen Sergej Kalinitschew und Rustem Dautov am sechsten Brett. Dann stand für uns eine ganz wichtige Entscheidung an. Liviu-Dieter bekam von seinem Gegner Davit Shengelia in unklarer Stellung ein Remisangebot. Nach Konsultation mit Rustem wies unser Mannschaftsführer Sven Noppes Liviu-Dieter an, dass er weiterspielen solle. Dies sollte sich als goldrichtig und richtungsweisend in diesem Mannschaftskampf erweisen, denn Liviu-Dieter konnte seinen Gegenüber schließlich niederingen und somit den Grundstein für unseren Erfolg legen. Im Folgenden endeten die Partien an den letzten beiden Brettern zwischen Philipp Schlosser und Steve Berger und meine Partie gegen meinen alten Mannschaftskameraden aus Baiertal, Sebastian Schmidt Schäffer, unentschieden, auch wenn wir im Verlauf der beiden Partien gewisse Vorteile erarbeitet hatten. Bei Philipp hatte sich sein Vorteil allerdings am Ende verflüchtigt und mir war es mit 20 Sekunden Restbedenkzeit und in Anbetracht dessen, dass ich keine Ahnung hatte wie es stand, zu riskant weiter zu spielen, auch wenn ich den richtigen Zug gesehen hatte, denn dieser Zug hätte den gegnerischen Randspringer auf ein gutes Feld gelassen. Also Remis.
Magnus war am Spitzenbrett gegen den Polen Bartosz Socko mit einigem Vorteil aus der Eröffnung gekommen. Magnus opferte im Folgenden einen Bauern, für den er anfangs sehr gute Kompensation besaß. Doch wie es öfters so kommt, verflüchtigte sich diese nach einigen weniger genauen Zügen und nach der Zeitnotphase fand er sich in einem sehr schlechten Endspiel wieder, das er schließlich nicht halten konnte. Dass wir den Mannschaftskampf dennoch mit 5:3 gewannen, lag daran, dass Peter Heine am fünften Brett seinen Mehrbauern in einem komplizierten Schwerfigurenendspiel gegen Vladimir Schilow durch präzises Spiel verwerten konnte und Arkadij ein eigentlich totremises Turmendspiel gegen Atila Figura am vierten Brett schließlich gewann. In Gefahr, den Mannschaftskampf zu verlieren waren wir zwar eigentlich nie, wobei bei etwas unglücklicherem Verlauf auch ein 4:4 am Ende hätte stehen können.
So gehen wir nun also mit einem bequemen Dreipunktepolster in die Winterpause und wünschen allen Schachfreunden ein gesegnetes Weihnachtsfest und einen guten Start in das neue Jahr! Schachlich wird es für uns am 31. Januar weitergehen. An diesem Wochenende werden wir beim SV Mülheim Nord zu Gast sein, um samstags gegen die SF Katernberg zu spielen, während es am Sonntag den 01.02 2009 dann zum vielleicht schon vorentscheidenden Spitzenspiel gegen den Tabellenzweiten kommen wird.