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22. Oktober 2015

In Berlin den OSG-Spielern auf der Spur!

Initial 1Vom 10. bis zum 14. Oktober 2015 fanden in Berlin, etwas kurzfristig für den Deutschen Schachbund in der Altmoabiter Bolle Meierei anberaumt, die Fide-Weltmeisterschaften 2015 im Blitz- und im Schnellschach statt. Bis zu 200 Teilnehmer weltweit waren zugelassen und es hatten sich – je nach Disziplin – bis zu 188 Spieler und Spielerinnen gemeldet. Inmitten den Topgesetzten auch 13 Teilnehmer, die ansonsten regelmäßig die Figuren in der 1. und 2. Schachbundesliga für die Ooser Schachgesellschaft Baden-Baden 1922 erfolgreich führen. GM Arkadij Naiditsch blieb hingegen allen verborgen.

Montage PonsSchachweltmeisterschaften, ohne vorgeschaltetes Ausscheidungsturnier, haben ihren besonderen, zuweilen auch unangenehmen Reiz, den Weltmeister Magnus Carlsen, der Gewinner der GRENKE Chess Classic 2015, und nach seinem erneuten Gewinn der Schnellschach-Weltmeisterschaft tags zuvor, spätestens am zweiten Tag des Blitzturniers deutlich zu spüren bekam. Er holte nach hin- und herwogendem Kampf doch „nur“ den sechsten Rang. „Das Risiko einzubrechen ist groß“, versicherte GM Daniel Friedman nahe an der Bahnsteigkante im Berliner Hauptbahnhof, bevor es mit gewohnter Verspätung weiter in Richtung Hannover ging, „… denn schnell ist ein Figur eingestellt!“ Davon konnten OSG-Trainer GM Roland Schmaltz (ELO 2538), Neu-Großmeister Jean-Noel Riff (ELO 2561) oder IM Andreas Heimann (ELO 2576), die nur das Blitzturnier bestritten, ein Lied singen. Gelegentlich war von nahezu 40-jährigen zu hören: „Für erfolgreiches Blitzschach bin ich schon zu alt!“

Montage AnandMontage 5 OSG-SpielerGM Vishwanathan Anand, der frühere Schnellschach-Weltmeister und langjähriger Stammspieler der OSG Baden-Baden, gab zwar keine besonders glückliche Spielerfigur ab, fühlte sich aber inmitten seiner indischen Schachfreunde sichtlich wohl, während OSG-Neuzugang GM Radoslaw Wojtaszek sich Runde für Runde recht achtbar schlug. Die anderen großmeisterlichen OSG-Spieler wie Vallejo Pons, Etienne Bacrot, Sergej Movsesian, Georg Meier und Peter Heine Nielsen zogen eine Platzierung im ruhigen Gewässer des Mittelfelds vor. GM Levon Aronian, dem eigentlich eine Favoritenrolle zugesprochen worden war, behielt einen der acht Podiumsplätze zuletzt lediglich in Sichtweite. Ein Auf und Ab gab es dem gemäß bei den aktuellen ELO-Einstufungen (deshalb hier unter Vorbehalt).

Montage TriumphiratMontage 3 OSG-SpielerDoch, statt eines Einbruchs kann es auch zu einem Aufbruch kommen. Der mit versteinerter Miene auftrumpfende Ukrainer GM Vovk Yuri verbesserte sich im Blitzmodus um sage und schreibe 104 Plätze! Der für die OSG-Baden-Baden spielende Usbeke GM Rustam Kasimdzhanov, an Platz 66 gesetzt, schoss hinauf auf Rang 10 und der 7-fache russische Schachmeister Peter Svidler, an Platz 25 gesetzt, erreichte mit dem 7. Rang (Blitz) die zugleich höchste Platzierung aus beiden Turnieren von allen beteiligten OSG-Spielern, wie in der Tabelle OSG-Spieler dargestellt. Durch den 2. Platz beim World Cup in Baku nimmt der St. Petersburger auch am nächsten WM Kandidatenturnier teil. Eine sichere Prognose über den Turnierverlauf ist vor Ort so gut wie unmöglich. Wer zuletzt lacht, der eben lacht am besten: GM Alexander Grischuk, beim Schnellschachturnier an Nummer 2 gesetzt und „bloß“ auf den 58. Rang gelandet, war bei nasskalten Außenverhältnissen am 5. und letzten Spieltag der Überraschungsblitzer und gewann. OSG-Spieler GM Jan Gustafsson wusste als Fide-Kommentator einiges über Wechselbäder der Gefühle zu berichten.

Montage Initial 2Das Schachkoryphäen, von denen es an solchen Tagen in Hülle und Fülle welche zu bewundern gab, sich nicht im Sinne des parallel in der Chemnitzer Oper Premiere feiernden Musicals „Chess“ (siehe Foto) von Benny Andersson und Björn Ulvaeus (ABBA) aus politischen Motiven (während des „kalten Krieges“ in der Gestalt von Boris Spassky und Bobby Fischer) bekämpfen, vielmehr auf dem Turnierparkett freundlich miteinander umgehen, versteht sich am Rande als Selbstverständlichkeit. Übrigens spielten zur gleichen Zeit die Damen den ersten Grand Prix mit 4-facher OSG-Beteiligung im Casino Monte Carlo aus, den mit überzeugender Deutlichkeit (WGP Monte Carlo 2015) die Chinesin GM Yifan Hou vor der OSG-Spielerin Mariya Muzychuk (nach Feinwertung) gewann. (Siegfried Haußmann)