Direkt zum Inhalt
Direkt zur Hauptnavigation

Inhalt:
2. April 2007

OSC Baden-Baden ist Deutscher Mannschaftsmeister 2007

GM Fabian DöttlingDer OSC Baden-Baden hat es geschafft und holte vergangenes Wochenende die Meisterschaft in der stärksten Liga der Welt, der Schachbundesliga, in die Kurstadt. Am Ende einer nahezu perfekten Saison steht die zweite Bundesligameisterschaft in Folge für die von der Grenkeleasing AG gesponserte Mannschaft des OSC Baden-Baden und damit, nach dem Gewinn des Deutschen Mannschaftspokals vor drei Wochen, der zweite Titel im aktuellen Jahr fest. Wirkliche Spannung kam zwar nicht auf, da man bereits am Samstag den SV Werder Bremen recht deutlich mit 6-2 bezwingen konnte und somit den benötigten einen Punkt aus den letzten beiden Runden einfuhr, um die Meisterschaft nach Baden-Baden zu holen. Dennoch hatte es das sonntägliche Match gegen die Überraschungsmannschaft dieser Saison, dem HSK, wirklich in sich. Zumal die Hamburger im Fernduell gegen die SG Porz um die Vizemeisterschaft kämpften.

Zum letzten Spieltag konnte Mannschaftsführer Sven Noppes endlich zum ersten Mal in der aktuellen Saison aus dem Vollen schöpfen und auf alle sämtliche Spitzenspieler zurückgreifen zurückgreifen, da es keine Überschneidung mit einem Topturnier gab. Dementsprechend stark war die Mannschaft des OSC Baden-Baden auch am vergangenen Wochenende aufgestellt.

Angeführt von Vishy Anand, der aktuellen Nr.1 der Weltrangliste, bot der OSC mit den weiteren Weltklassespielern Peter Svidler, Alexei Shirov, Magnus Carlsen, Francisco „Paco“ Vallejo, Peter Heine Nielsen, Sergej Movsesian und Michal Krasenkov die wohl stärkste Equipe auf, die je in einer Bundesligamannschaft gespielt hat. Angesichts dessen war man in Baden-Baden im Vorfeld auch recht zuversichtlich, dass es mit der Titelverteidigung klappen würde. Kommentiert wurden die beiden Wettkämpfe vor Ort für das zahlreich erschienene Publikum vom Berichterstatter dieser Zeilen.

Am Samstagnachmittag ging es gegen den SV Werder Bremen, der ebenfalls so ziemlich in Bestbesetzung in die Kurstadt gereist war. Die Kämpfe gegen die Werderaner gestalteten sich in den letzten Jahren immer sehr eng und auch dieses Mal entwickelte sich der Kampf anfangs auch erst einmal recht ausgeglichen. Nach einem recht frühen Remis zwischen Tomi Nyback und Sergej Movsesian passierte lange Zeit recht wenig. In der Zeitnotphase zeigte sich dann allerdings die Klasse der Baden-Badener. Alexei Shirov nutzte eiskalt einen Fehler seines Gegners Sascha Areshchenko aus und brachte den OSC in Front. Und auch Vishy Anand überspielte den Engländer „Lucky“ Luke McShane in einer sehr abwechslungsreichen Partie, so dass er nach der Zeitnotphase ein klar besseres Endspiel auf dem Brett hatte, welches er durch geschicktes Lavieren in einen vollen Punkt ummünzte. Die beste Leistung zeigte an diesem Spieltag indes Magnus Carlsen, der den tschechischen Spitzenspieler Zbynek Hracek in einem schwierigen Turmendspiel studienartig mit genialen Mattmotiven bezwingen konnte. Als dann auch Peter Heine Nielsen seinen Vorteil immer mehr verdichten konnte, und die Partien Svidler gegen Efimenko aus Sicht unseres Russen etwas unglücklich, Pelletier gegen Vallejo und Krasenkov gegen Knaak schließlich aus OSC Sicht etwas glücklich Remis endeten, war der Kampf gelaufen und die Meisterschaft entschieden. Mit seinem Sieg über Vlastimil Babula setzte Peter Heine den 6-2 Schlusspunkt, wonach man beim gemeinsamen Abendessen im Hotel „Blume“ in Baden-Baden Sandweier die Meisterschaft gebührend feiern konnte.

Am nächsten Morgen konnte dann die „Kür“ gegen Hamburg kommen. Doch aus irgendwelchen Gründen war die Luft bei den OSC Spielern völlig raus, obwohl sämtliche Spieler vor 23.00 Uhr auf den Zimmern waren. Es gibt bei diesem Kampf auch überhaupt nichts zu beschönigen: Obwohl man bei unveränderter Aufstellung mit durchschnittlich gut zweihundert Elopunkten pro Brett Vorteil als haushoher Favorit in das Match gegen die Hansestädter ging, erreichte man am Ende ein äußerst schmeichelhaftes Unentschieden mit acht Remisen. Vielleicht mit Ausnahme der Partie Shirov gegen Ftacnik hatte der OSC an keinem Brett eine ernsthafte Gewinnchance, wobei auch diese Partie später verloren stand. Vishy Anand gegen Radek Wojtaszek, Peter Svidler gegen Jan Gustafsson und Magnus Carlsen gegen Robert Kempinski waren als einzige zu keinem Zeitpunkt in Gefahr, wobei sie allerdings auch keine ernsthaften Siegchancen hatten. Hätten die Hamburger auch nur eine ihrer fünf(!) auf Gewinn stehenden Partien gewonnen – Paco hatte gegen Merijn van Delft einfach zwei Bauern weniger, Peter Heine eine totale Verluststellung gegen Thies Heinemann, Sergej Movsesian einfach eine Qualität gegen Dirk Sebastian weniger, Michal Krasenkov ein verlorenes Endspiel gegen den erst fünfzehnjährigen Niclas Huschenbeth und Alexei war auch schließlich zwei Bauern gegen Lubo Ftacnik hinten – so wäre der verdiente Hamburger Sieg und damit auch die Vizemeisterschaft der Hansestädter festgestanden. So mussten die sympathischen Hamburger noch auf das Ergebnis aus dem Wettkampf Solingen gegen Porz warten, um schließlich dann doch, nach der freudigen Nachricht des Solinger Sieges, die zwei GM-Normen von Thies Heinemann und Dirk Sebastian sowie die verdiente Vizemeisterschaft zusammen mit dem OSC feiern zu können. Auch von dieser Stelle einen herzlichen Glückwunsch!

Für den OSC könnte das Jahr 2007 zum Jahr der Superlative werden. Die Herren haben bereits die Meisterschaft und den Pokalsieg nach Baden-Baden geholt. Als nächstes haben die Damen Ende April die Chance die Meisterschaft und damit den dritten Titel in die Kurstadt zu holen. Und auch bei den deutschen Mannschaftsblitzmeisterschaften Ende Juni möchte man wieder mit einer schlagkräftigen Truppe teilnehmen. Ob man allerdings am Europacup im September teilnehmen wird ist aufgrund der Terminüberschneidung mit dem Weltmeisterschaftsturnier in Mexiko, bei welchem mindestens die ersten beiden, theoretisch gar die ersten fünf OSC-Bretter um den Weltmeistertitel kämpfen können, noch unklar. Das Schachjahr 2007 ist indes bereits jetzt ein großer Erfolg für den OSC Baden-Baden, zumal Wolfgang Grenke, der Vorstandsvorsitzende der Grenkeleasing AG, bereits schon jetzt sein Engagement für die nächsten Jahre zugesichert hat. Der Schachmetropole Baden-Baden stehen somit blühende Zeiten bevor! (Fabian Döttling)