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6. Februar 2023

OSG Baden-Baden wieder Spitzenreiter der Schachbundesliga

Drei Runden, drei Siege und ordentlich Brettpunkte gemacht – vor heimischem Publikum im Kulturhaus LA8. Man kann es nicht anders sagen: Das Oktett der OSG-Baden-Baden war in Form. Die Wiederaufnahme des Spielbetriebs im neuen Jahr bescherte am vergangenen Freitag zunächst den Reisepartner bei Auswärtsspielen, Aufsteiger TSV Schönaich, als Gegner. Das Endergebnis von 6:2 für die OSG lag im Rahmen dessen, was man sich an der Oos erhoffen durfte, zumal Schönaich – warum auch immer – mit einer Art Ersatzmannschaft antrat. Nur am ersten Brett kämpfte ein Großmeister: Denis Kadric. Er und das erste Brett der OSG, Richard Rapport, spulten Varianten ab, in denen sie sich anscheinend gut auskannten. Remis war das Resultat. Am zweiten Brett siegte für die OSG Maxime Vachier-Lagrave, Weltranglisten Achtzehnter aus Frankreich, OSG – Großmeister Arkadij Naiditsch überspielte seinen Gegner bis zu einer nicht mehr zu parierenden Matt-Drohung. Dass die Großmeister Alexander Donchenko, der jüngst einen vielbeachteten internationalen Turniersieg feiern durfte, und Sergeij Movsesian gegen titellose Amateure volle Punkte einfahren würden, überraschte niemanden. Am letzten Brett bekam die OSG – Nachwuchshoffnung, FIDE-Meister Niklas Schmieder, von Teamchef Sven Noppes die Gelegenheit, sich gegen einen Ersatzspieler aus Schönaich das standesgemäße Erfolgserlebnis zu verschaffen. Rustam Kasimdzhanov mit einem Unentschieden und Michael Adams mit einer unerwarteten Niederlage, beide in den meisten Fällen zuverlässige Punktelieferanten für die OSG, mussten anerkennen, dass auch gegen nominell deutlich schwächer Gegner auf Bundeliganiveau Siege niemals garantiert sind.

Für den nächsten Tag erwartete man eine wirklich harte, möglicherweise sehr enge Auseinandersetzung. Die Schachfreunde Deizisau standen bereit zu beweisen, dass ihr zweiter Tabellenplatz kein Zufall war. Das Ergebnis erstaunte die Beobachter: Ebenfalls ein hoher 6:2- Sieg für die OSG, diesmal aber gegen acht gestandene Großmeister. Richard Rapport hatte offenbar am ersten Brett absolut keinen Respekt vor dem Einzeleuropameister 2022, dem noch nicht ganz siebenundzwanzigjährigen Deutschen, Matthias Blübaum. Mit einem kreativen Materialopfer verschaffte sich Rapport ein derartig aktives Figurenspiel, dass Blübaum die Übersicht verlor und schließlich aufgeben musste. Noch vor Blübaum rangiert in der deutschen Rangliste Vincent Keymer, die Nummer Eins. Seine Stunde kam am dritten Brett gegen den Deizisauer ehemaligen Mannschaftskameraden, Andreas Heimann. Mit einer für ihn typischen, subtilen Strategie lockte Keymer in seinem insgesamt fünften Einsatz für die OSG seinen Gegner in ein vorteilhaftes Endspiel, dass er konsequent für sich entschied. Michael Adams konnte in souveräner Manier gegen Zdenko Kozul die Scharte vom Vortag auswetzen und punktete voll. Es lässt sich kaum noch zählen, wie oft sich Arkadij Naiditsch für die OSG als „sichere Bank“ erwiesen hat. So auch diesmal, als er einen zu riskanten Bauernvorstoß seines Gegenüber Alexander Graf mit fliegenden Fahnen widerlegte. Maxime Vachier-Lagrave Rustam Kasimdzhanov, Alexander Donchenko und Sergej Movsesian sicherten jeweils mit einem Unentschieden den unerwartet hohen Gesamtsieg gegen Deizisau ab.

Dreifachsieger Arkadij Naiditsch (Foto Gubler)

Auch in der dritten Runde des Schachmarathons am letzten Wochenende winkte eine Herausforderung: Die Großmeister und Internationalen Meister des FC Bayern München.

Als die Bedenkzeit auf der Uhr knapp wurde, bewies der frischgebackene Vizeweltmeister im Schnellschach, Vincent Keymer, in welcher Geschwindigkeit er in einem Endspiel mit einem Bauern Übergewicht die richtigen, siegbringenden Entscheidungen treffen kann. Nachdem er sich zu Beginn der Partie auf eine scheinbar riskante, beengende Stellung eingelassen hatte, in der ihm aber offensichtlich klar war, wie man sie zu einer guten Position auflösen kann, konterte er seinen Gegner Amin Tabatabaei druckvoll aus. Und erneut rechtfertigte Arkadij Naiditsch das schon zur Gewohnheit gewordene Vertrauen in seine Verlässlichkeit, als er den mehrfachen deutschen Meister Klaus Bischoff vom FC Bayern bei vollem Brett zur Aufgabe zwang.  Richard Rapport remisierte an Brett eins gegen eines der aufstrebenden Jung-Genies der internationalen Schachszene, Parham Maghsoodloo, auch Maxime Vachier-Lagrave, Michael Adams, Rustam Kasimdzhanov, Akexander Donchenko und Sergei Movsesian schlossen mit ihren Gegnern aus Bayern den Remis-Frieden. 5:3 war der Schlussstand.

Mit zwei Mannschaftspunkten Vorsprung vor dem Erzrivalen der letzten Jahre, dem SC Viernheim, führt nun Titelverteidiger und Rekordmeister OSG Baden-Baden die Tabelle wieder an. Bleibt es in den nächsten Runden dabei, kann Viernheim in einem Nachholspiel nach Mannschaftspunkten zwar aufschließen, hat dann aber noch einen großen Rückstand an Brettpunkten aufzuholen.

Walter Siemon