Traumstart für die OSG Baden-Baden
Mit zwei Siegen, die man in dieser Höhe nicht unbedingt erwarten konnte, hat sich Titelverteidiger und Rekordmeister OSG Baden-Baden zum Neustart der Schachbundesliga sofort wieder an die Spitze gesetzt. 6,5: 1,5 wurde in der ersten Runde des vergangenen Wochenendes Gastgeber SK Doppelbauer Turm Kiel überrollt, 6:2 für die OSG hieß das Endergebnis gegen den Hamburger SK am zweiten Tag.
Insbesondere der Kampf gegen den SK Doppelbauer Turm Kiel, immerhin Fünftplatzierter der letzten Saison und beim jetzigen Neustart 8:0 Sieger gegen Aufsteiger TSV Schöneich, war aus Baden-Badener Sicht nahezu ein „Spiel auf ein Tor“. Unentschieden hieß es bei Vincent Keymer an Brett zwei, bei Michael Adams an Brett drei und bei Etienne Bacrot am sechsten Brett, an fünf Brettern gelangen problemlose OSG-Siege. Besonders eindrucksvoll: der kraftvolle Partieanfang von Nikita Vitiugov, der seinem Gegner nach wenigen Zügen einen Bauern abnahm, ohne ihm die Chance zu lassen, diesen Verlust irgendwie zu kompensieren. Auch Alexej Shirov an Brett vier, Rustam Kasimdzhanov an Position fünf, sowie Alexander Donchenko und Sergei Movsesian, an den Brettern sieben und acht, hatten ihre Gegner klar im Griff.
Nur eine Spur schwieriger lief es gegen den Hamburger SK:
OSG-Spieler Alexander Donchenko hatte hart zu kämpfen, um eine sich abzeichnende Niederlage noch abzuwenden. Zähe Verteidigung ließ seinen Gegner den Faden verlieren, und so endete die Partie unentschieden. Dasselbe Ergebnis erzielten Nikita Vitiugov, Vincent Keymer und Michael Adams. Erneut voll punkteten Alexei Shirov, Rustam Kasimdzhanov und Sergei Movsesian, außerdem diesmal auch Etienne Bacrot.
Keine einzige Partie ging an diesem Wochenende für die OSG verloren.
Nicht nur über diesen „großartigen“ Erfolg zeigte sich Vereinsvorsitzender Patrick Bittner hocherfreut, sondern auch über den guten Einstand der beiden Team-Neulinge, Nikita Vitiugov, in Spanien lebender Russe, der international nicht mehr für Russland spielt, sondern unter der Flagge der Weltschachorganisation FIDE, und des noch siebzehnjährigen Vincent Keymer, bereits deutsche Nummer Eins, aktuell Platz neununddreißig in der Weltrangliste, mit Potenzial zu höheren Zielen. Teamchef Sven Noppes ist zuversichtlich, beide regelmäßig einsetzten zu können und sieht in dieser Erweiterung des Kaders einen deutlichen Zugewinn an Flexibiltät.
Der Vorsprung auf die unmittelbaren Verfolger in der Tabelle, die Schachfreunde Deizisau und die SG Solingen, beträgt einen, bzw. eineinhalb Brettpunkte – kein Ruhekissen, aber gerade zum Start nicht ganz unwichtig. Für Sven Noppes bleibt der Hauptrivale jedoch der SC Viernheim, auch wenn die Südhessen gegen den Aufsteiger SV Deggendorf mit einem knappen 4,5:3,5 das Glück des Tüchtigen hatten, nachdem sich Deggendorf am dritten Brett einen sicher geglaubten Sieg noch hatte aus der Hand nehmen lassen.
Vorsitzender Bittner machte mit Blick auf den gesamten Verein OSG Baden-Baden auf den soliden Unterbau des Clubs aufmerksam: Titelverteidiger OSG II liegt in der 2. Schachbundesliga Süd nach einem 7:1 gegen die SF Stuttgart auf dem aussichtsreichen dritten Rang der Tabelle, in der Oberliga Baden ist OSG III Tabellenführer und auch die anderen Mannschaften haben bis in die Kreisklasse hinunter fast alle Aufstiegschancen, nicht zuletzt Dank der guten Jugendarbeit des Vereins, so Bittner.
Walter Siemon