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30. Mai 2022

Der Bericht zur zwölften deutschen Meisterschaft der Frauen

Foto: Thilo Gubler

In einem spannenden Finale der Frauenbundesliga Schach über 5 Runden hat das Team der OSG Baden-Baden seinen zwölften deutschen Meistertitel errungen. Und in der Schachbundesliga  marschiert die OSG weiterhin punktgleich mit Spitzenreiter SC Viernheim „synchron“ dem entscheidenden Titelkampf entgegen. Den Frauen gelang es, die Durststrecke von – Pandemie-bedingt- vier Jahren zu beenden, in denen sie zweimal dem SC Bad Königshofen bei der Titelvergabe den Vortritt lassen mussten.  Die zentrale Endrunde im niedersächsischen Lehrte begann mit einem engagiert erkämpften 4:2 Erfolg gegen die immer im erweiterten Favoritenkreis mitspielenden Schachfreunde Deizisau, dann folgte ein leichter erspielter 5,5:1,5 Sieg über den Überraschungsaufsteiger SV Hemer, ein Ergebnis in derselben Höhe gegen Gastgeber Lehrte schloss sich an, bevor es dann richtig ernst wurde: Der SK Schwäbisch Hall war die hohe Hürde. Zwar hatte man 2 Mannschaftspunkte Vorsprung vor dem „ewigen“ und stets mit hervorragenden Meisterspielerinnen besetzten Rivalen, ein Vorsprung, der zum Glück für die OSG dadurch zustande gekommen war, dass Schwäbisch Hall überraschenderweise gegen den Hamburger SK verloren hatte, aber eine Niederlage gegen die Ost-Württembergerinnen hätte den Titelkampf zugunsten der „Schwäbinnen“ entschieden, die über einen komfortablen Brettpunktevorsprung verfügten. Ein knappes 3,5:2,5 für Baden-Baden war das Resultat dieses vorentscheidenden Duells. Die überragend performende junge Kasachin Zhansaya Abdumalik führte am ersten Brett eine nicht immer ganz eindeutige Stellung gegen ihre Landsfrau Dinara Saduakassova geduldig zum vollen Punkt für Baden-Baden, während an Brett zwei die russische Exweltmeisterin Alexandra Kosteniuk gegen ihre Landsfrau Alina Kashlinskaya in eine unhaltbare Stellung geriet und aufgeben musste. Ihr für die Gegnerinnen überraschender Einsatz brachte aber deren Vorbereitung offenbar durcheinander und trug so zum Sieg der OSG bei. Die deutsche Nummer eins, Elisabeth Pähtz, Nurgyul Salimova und Josefine Heinemann erzielten, teilweise aus hart umkämpften Positionen heraus, jeweils Unentschieden, während die in Topform spielende Antoaneta Stefanova  mit ihrem Sieg gegen Meri Arabidze das knappe Siegergebnis für die OSG sicherstellte. Der Kurstadtverein war nun nicht mehr einzuholen, so dass das abschließende 4:2 gegen Titelverteidiger SC Bad Königshofen zu einem höchst willkommenen Achtungserfolg geriet, aber nicht mehr entscheidend war. Alexandra Kosteniuk rehabiltierte sich mit einem Sieg gegen Jana Schneider, Antoaneta Stefanova verleitete durch konsequentes Druckspiel Anastasia Savina zu einem schweren Fehler, der Stefanova den vollen Punkt eintrug, Remis erzielten Zhansaya Abdumalik, Elisabeth Pähtz, Anna Zatonskih und Iamze Tammert.

Thilo Gubler, der glückliche Teamchef, wusste anschließend nicht, was besonders hervorzuheben wäre: dass die OSG-Frauen sämtliche Begegnungen der Saison gewonnen haben, die oft überragenden  Leistungen der Spielerinnen, wie zum Beispiel die 7,5 Punkte aus acht Partien von Josefine Heinemann oder die 6 aus 7 von Zhansaya Abdumalik an den Spitzenbrettern, die mitentscheidenden zwei Siege von Antoantea Stefanova gegen Schwäbisch Hall und Bad Königshofen oder dass während der ganzen Saison überhaupt nur vier Einzelniederlagen zu verzeichnen waren.

OSG-Vorsitzender Patrick Bittner betonte in seiner Freude über den Erfolg, wie es Thilo Gubler, auch unter manchmal schwierigen Umständen, immer wieder gelinge, aus Individualistinnen ein Team zusammenzustellen, dass mit vollem Engagement den gemeinsamen Erfolg anstrebt und genießt.

Bliebe noch der Blick auf die Schachbundesliga: Gegner der OSG im Kulturhaus LA8 waren die beiden Münchener Vereine FC Bayern München und Münchener Schachclub 1836, beides ehemalige deutsche Rekordmeister, die sich erwartungsgemäß als „harte Nüsse“ erwiesen. Gegen den FC Bayern, gegen den man in der letzten Saison knapp verloren hatte, gelang eine klare 5:3 Revanche. Francisco Vallejo Pons rang am ersten Brett den starken deutschen Großmeister Niclas Huschenbeth nieder, aber Michael Adams, Radoslaw Wojtazsek, Rustam Ksindzanov, Alexander Donchenko und Etienne Bacrot mussten recht schnell erkennen, dass aus ihren Stellungen nicht mehr als ein Unentschieden herauszuholen war. Einmal mehr bewies dann Arkadij Naiditsch an Brett 6, mit welchen Kämpferqualitäten er der Mannschaft dienen kann. Sein Sieg gegen Linus Johansson war das Resultat eines wechselvollen, zähen Ringens, und es war Naiditsch, der gegen München 1836 den äußerst knappen 4,5,:3,5 Erfolg rettete, als er aus deutlich schlechterer Stellung heraus das Remis erkämpfte. Schon ein unentschiedenes Ergebnis gegen die Münchener Aufsteiger hätte die OSG im Meisterschaftsrennen erheblich zurückgeworfen, denn auch der nach Mannschaftspunkten gleichaufliegende, aber nach Brettpunkten führende SC Viernheim schaffte nach einem 6,5:1,5 gegen Mühlheim Nord ebenfalls noch den knappen 4,5:3,5 Sieg gegen Werder Bremen, als aus Baden-Badener Sicht lange Zeit die Hoffnung keimte, Viernheim könnte in diesem Duell einen Punkt liegen lassen. Rustam Kasimdzhanov, Alexander Donchenko und Etienne Bacrot punkteten gegen München 1836 voll für die OSG, während Michael Adams und Georg Meier Niederlagen quittieren mussten. Außer Naiditsch remisierten Francisco Vallejo Pons und Radoslaw Wojtaszek.

Walter Siemon