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12. März 2007

OSC reist als Deutscher Pokalmannschaftsmeister nach Bindlach

Der OSC Baden-Baden hat den ersten Titel in der aktuellen Saison unter Dach und Fach gebracht. An diesem Wochenende (10./11.3) setzte sich der OSC vor heimischer Kulisse in zwei spannenden Kämpfen gegen den SK König Tegel im Halbfinale und die SG Aljechin Solingen im Finale durch und ist Deutscher Pokalmannschaftsmeister 2007. In der Bundesliga kann der OSC am kommenden Wochenende in Bindlach einen weiteren Schritt in Richtung des nächsten Titels machen.

Dabei begann die Endrunde im Deutschen Mannschaftspokal alles andere als verheißungsvoll für die Kurstädter. Die Auslosung für das Halbfinale am Samstag hatte ergeben, dass der OSC es mit den Hauptstädtern vom SK König Tegel zu tun hatte. Als hoher Favorit ging man in die Begegnung, da die Mannschaft in Besetzung Peter Heine Nielsen, Michal Krasenkov, Fabian Döttling und Andreas Schenk ihren Gegnern mit fast 250 Elopunkten pro Brett nominell deutlich überlegen war. Doch nach nur knapp zwei Stunden Spielzeit und lediglich dreizehn gespielten Zügen musste ein völlig entnervter Michal Krasenkov seinem Gegner Ulf von Herman zum Sieg gratulieren. Michals Eröffnungsexperiment mit Albins Gegengambit war gründlich danebengegangen und er kassierte die kürzeste Niederlage seiner Schachkarriere was zugleich das 0:1 aus Sicht des OSCs bedeutete. Auch am vierten Brett zwischen Andreas Schenk und Olaf Teschke sah es alles andere als gut für die Kurstädter aus: Teschke wählte in der Eröffnung eine objektiv sehr zweifelhafte Variante im Budapester Gambit, die allerdings praktisch sehr gute Chancen bietet. Andreas verlor dann auch alsbald den Überblick, griff fehl und fand sich in einer schweren Lage wieder, in welcher sein Gegner nach Belieben das Remis forcieren konnte. Entscheidende Bedeutung kam somit der Begegnung am Spitzenbrett zwischen Peter Heine Nielsen und Rene Stern zu. Würde diese Partie unentschieden enden, wären die Hauptstädter auf jeden Fall weiter, da Teschke an Brett vier dann das Remis gegen Schenk forciert hätte, und die Berliner dadurch, ganz gleich wie die Begegnung an Brett drei zwischen Stephan Giemsa und Fabian Döttling ausgehen würde, aufgrund der sog. Berliner Wertung selbst bei einem 2:2 weiter gewesen wären, was den Titelträumen des OSC ein jähes Ende bereitet hätte. Stern war auch gut aus der Eröffnung gegen Peter Heines Katalanen gekommen und ihm stand wohl ein Weg zur Verfügung, der eine sehr ausgeglichene remisliche Stellung zur Folge gehabt hätte. Glücklicherweise ließ er diese Chance ungenutzt, setzte dann nochmals ungenau fort und fand sich in einer sehr schlechten Stellung wieder, welche Peter Heine dann auch problemlos gewann. Damit stand es 1:1 und der OSC hatte nun alle Trümpfe in der Hand, da Fabian Döttling am dritten Brett gegen Stephan Giemsa immer mehr Vorteil erspielen konnte. Bei einem Sieg des Berichterstatters wäre nun nämlich der OSC aufgrund der bessern Wertung weiter. Giemsa griff dann auch bei knapper Bedenkzeit in einer unangenehmen Stellung fehl, verlor zwei Bauern und musste kurze Zeit später aufgeben. Das bedeutete das 2:1 für den OSC und noch wichtiger, das sichere Weiterkommen ins Finale. Dass Olaf Teschke am vierten Brett gegen Andreas Schenk den Überblick und in beidseitiger Zeitnot dann auch die Partie verlor, hatte lediglich ergebniskosmetischen Charakter zum 3:1 für den OSC.

Tags darauf mussten die Jungs von Pokalmannschaftsführer Christian Bossert gegen die SG Aljechin Solingen ran, die sich am Samstag etwas überraschend gegen Werder Bremen durchgesetzt hatten. Die Geschichte dieses Matches ist eigentlich auch schnell erzählt: Michal Krasenkov fühlte sich verpflichtet, seine Niederlage vom Vortag wettzumachen und avancierte dadurch schließlich zum Matchwinner für den OSC. Mit den weißen Steinen hatte er es am ersten Brett mit Jörg Wegerle zu tun. Michals Partieanlage gegen Wegerles Meraner war vielleicht objektiv nicht ganz korrekt, doch musste der Solinger bald dem großen psychologischen Druck Tribut zollen. Mit immer knapper werdender Bedenkzeit wickelte Wegerle in ein Turmendspiel mit Minusbauer ab, das er jedoch gegen Michals präzise Technik nicht halten konnte. Damit hatte Michal früh den Grundstein für den Erfolg des OSC gelegt. Am zweiten Brett gelang es Peter Heine gegen Markus Schäfer mit Schwarz im Sizilianer etwas Druck zu entfalten, den der Solinger allerdings mit genauem Spiel neutralisieren konnte. Die Partie ging schließlich in ein remises Turmendspiel über, in welchem es bald darauf zur Punkteteilung kam. In der Zeitnotphase wurde es dann allerdings noch mal spannend, da sowohl Andreas Schenk gegen Lorenz-Maximilian Drabke, als auch Fabian Döttling gegen Martin Alexander Becker, unter Druck kamen. Andreas als auch der Berichterstatter waren beide mit etwas vorteilhaften Stellungen aus der Eröffnung gekommen, ohne allerdings in der Folgezeit etwas Konkretes zu erreichen. Da Andreas keinen sinnvollen Plan gegen Drabkes Slawen finden konnte, verbesserte der Solinger seine Stellung immer weiter und entfaltete schließlich ziemlich unangenehmen Druck. Der Berichterstatter besaß gegen Beckers etwas ungewöhnliche Behandlung des Caro-Kann lange Zeit eine angenehmere Stellung, welche er allerdings mit zwei Ungenauigkeiten in beidseitiger Zeitnot verdarb, um schließlich gar im vierzigsten Zug noch einen Bauern wegzustellen. Nach überstandener Zeitnot klärte sich allerdings die Lage zugunsten des OSC. Andreas hatte sich in ein Damenendspiel gerettet, in welchem er zwar einen Bauern hergeben musste, sein Gegner indes nicht dem Dauerschach ausweichen konnte. Damit war mindestens der Wertungssieg der Kurstädter gesichert, wobei Fabian Döttling nach einigen Mühen das materielle Gleichgewicht wiederherstellen konnte, was die Punkteteilung und den 2,5:1,5 Sieg des OSCs zur Folge hatte.

Damit ist der OSC nach 2003 und 2005 zum dritten Mal Deutscher Pokalmannschaftsmeister. Das nächste Ziel wird es sein, nach dem Meistertitel 2005/06 die erneute Meisterschaft in der Schachbundesliga zu erringen. Momentan sind die Chancen auf eine erfolgreiche Titelverteidigung des OSC mit einem Dreipunktevorsprung bei noch vier zu spielenden Runden sehr gut. Am nächsten Wochenende könnte der OSC die Titelverteidigung bei seinem Gastspiel in Bindlach gegen die Bindlacher Aktionäre und die SF Berlin mit zwei Siegen schon nahezu perfekt machen. Zwar wird die Angelegenheit in Anbetracht, dass die Topstars Vishy Anand, Peter Svidler und Magnus Carlsen beim Amber-Turnier in Monaco spielen werden und somit für die Bundesliga verhindert sind, keineswegs leicht, machbar ist die Aufgabe indes allemal. Zum Pessimismus geben vor Allem die letzten Ergebnisse keineswegs Grund, zumal die Mannschaft diese Saison schon oft ihre Substanz bewiesen hat. Der OSC Baden-Baden wird daher guten Mutes und mit stolz geschwellter Brust nach Bindlach reisen. (Fabian Döttling)