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15. März 2018

Bundesligabericht für die Presse

Schach: Wunschergebnisse am Bundesligawochenende.

Der deutsche Meister OSG Baden-Baden kann den Titel wieder aus eigener Kraft verteidigen. Bei Siegen der Kurstädter über den SV Mühlheim Nord und den SV Werder Bremen leistete der SV Hockenheim gegen Tabellenführer SG Solingen genau die Schützenhilfe, die man sich in Baden-Baden so dringlich erhofft hatte. Spitzenreiter ist nun wieder das Baden-Badener Team und befindet sich damit auch wieder in der Favoritenrolle.

Welche Übermacht acht Schachspieler jenseits der zweitausendsiebenhunderter Elo-Marke, eine Kennzahl für „Supergroßmeister, darstellen können, bekamen als erste die Mühlheimer Gegner zu spüren. Mit einem fulminanten Start eröffnete Maxime Vachier- Lagrave den Baden-Badener 7,5 : 0,5 – Siegesreigen. Er war schon aus der Eröffnung heraus regelrecht über seinen großmeisterlichen Widerpart, David Navara, ein ähnliches Kaliber wie „MVL“ selbst, hergefallen und hatte rasch einen glanzvollen Sieg eingefahren – Initialzündung für entschlossenes Kraftschach über beide Tage hinweg. Es war kaum zu spüren, dass auf Baden-Badener Seite die stärksten Spieler fehlten: Fabiano Caruana und Levon Aronian, die derzeit in Berlin im Kandidatenturnier um das Recht kämpfen, Weltmeister Carlsen herauszufordern.  Auch Rustam Kasimdzhanov, eine weitere Baden-Badener Spitzenkraft, ist dort als Sekundant mit von der Partie.

Mit  Exweltmeister Visvanathan Anand und den Großmeistern Peter Svidler, Radoslaw Wojtaszek,  Michael Adams, Francisco Vallejo Pons, Etienne Bacrot und Arkadij Naiditsch saß genügend Weltklasse an den Baden-Badener Brettern um sich am zweiten Tag auch gegen den starken SV Werder Bremen mit 5,5 : 2,5 durchzusetzen. Hier wurde wieder einmal deutlich, dass die Punkte sehr oft an den hinteren Brettern zu holen sind. Der Spielstärkeunterschied zwischen einer  durchgehen stark besetzten und einer etwas schwächer besetzten Mannschaft  tritt hier am deutlichsten zutage: Konnten die Bremer an den ersten fünf Brettern  jeweils mit Remis-Resultaten noch mithalten, brachen sie an den letzten drei Brettern schließlich doch ein. Besonders auffällig: Der mit viel Übersicht in verwirrend komplizierter Stellung herausgespielte Sieg des erfahrenen Arkadij Naitisch gegen den jungen, mutigen Spartak Grigorian.

Eine echte Überraschung gab es in der Begegnung des Tabellenführers SG Solingen gegen die höchstmotivierte Mannschaft aus der Rennstadt Hockenheim. Es wäre übertrieben zu sagen, dass es bei den Hockenheimern „wie geschmiert“ lief, aber sie rangen die Solinger mit einem sportlichen Siegeswillen nieder, der vollständig ihrem in der Liga bekannten Ehrgeiz entsprach.  Besonders der junge deutsche Großmeister Dennis Wagner, einer der „Prinzen“ unter dem Nachwuchs des Deutschen Schachbundes, glänzte mit einer technischen Meisterleistung gegen den rund fünfzig Elopunkte höher bewerteten Niederländer Jan Smeets auf Solinger Seite, für den sich ein übermütiges Eröffnungsexperiment als Bumerang erwies.

Solingen war verwundbar, weil auch diese Mannschaft nicht immer in Bestbesetzung antreten kann. Gleich vier ihrer stärksten Leute standen dieses Mal nicht zur Verfügung. So bescherte der hart erarbeitete 5:3 Sieg den Hockenheim den dritten Tabellenplatz und dem Baden-Badener Team um Mannschaftsführer Sven Noppes eine riesen Freude: Die Chance, mit dem zwölffachen deutschen Meisters Solingen gleichzuziehen, ist nach einem kurzen Zwischentief unerwartet früh wieder da, für größtmögliche Spannung in der Endrunde vom 29.April bis 1. Mai in Berlin ist gesorgt. (Walter Siemon)