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26. Februar 2018

Bundesligabericht für die Presse

Schachbundesliga: Große Enttäuschung bei der OSG Baden-Baden

Der amtierende deutsche Meister OSG Baden-Baden kann nach einer 4,5:3,5 Niederlage gegen die SG Solingen den Titel aus eigener Kraft nicht mehr verteidigen.

In der Doppelrunde des Wochenendes lief es für die Kurstädter zunächst nach Plan: Gegen die bärenstarke Heim-Mannschaft DJK Aufwärts Aachen, wie Baden-Baden durchweg mit Großmeistern besetzt, gelang ein knapper 4,5:3,5 Arbeitssieg. Auf Baden-Badener Seite konnte insbesondere Radoslav Wojtaszek mit einem brillanten Figurenopfer gegen den offenbar keine Gefahr witternden Constantin Lupulescu überzeugen. Auch Arkadij Naiditsch, seit Jahren einer der zuverlässigsten Punktesammler, gelang einmal mehr ein schön herausgespielter Sieg, bei dem es ihm gelungen war, den schwarzen König seines Gegners Ilja Zaragatski in der Brettmitte festzunageln und unentrinnbaren Angriffen auszusetzen. Dass gerade Naiditsch am nächsten Tag eine besonders undankbare Rolle zufiel, konnte zu diesem Zeitpunkt noch niemand ahnen. Allerding glaubte man bereits zu spüren, dass die OSG-Mannschaft nicht nur nicht in Bestbesetzung, sondern auch nicht in Bestform angetreten war: Francisco Vallejo Pons fand am fünften Brett den klar möglichen Gewinnweg im Endspiel nicht und musste sich mit Remis begnügen, Sergej Movsesian stürzte sich mit einem zu forschen und unmotivierten Bauernopfer selbst ins Verderben. Unterdessen setzte Solingen mit einem locker herausgespielten 7,5 zu 0,5 – Sieg gegen die im Vergleich zu Aachen deutlich schwächere SG Speyer-Schwegenheim ein klares Ausrufezeichen.

Was jedoch am nächsten Tag in der direkten Auseinandersetzung zwischen der OSG-Mannschaft und Rekordmeister Solingen geschah – eine Begegnung, in die Baden-Baden einige Hoffnung gesetzt hatte –  stellt einen Verlauf dar, der noch für eine Weile für Gesprächsstoff sorgen wird, da es trotz besserer Wertungszahlen an keinem einzigen Brett klappte, nachhaltige Vorteile zu erringen.

Arkadij Naiditsch geriet gegen den starken niederländischen Großmeister Erwin L’Ami arg unter Druck, und es war recht früh abzusehen, dass man wohl auf Baden-Badener Seite mit einer Niederlage rechnen musste. Den anderen OSG-Spielern, auf dem Papier alle stärker alle ihre Kontrahenten, wollte es jedoch einfach nicht gelingen Naiditschs Probleme durch Siege zu kompensieren. Sie kamen zwar zum Teil mit leichten Vorteilen aus den Eröffnungen heraus, die sich aber im Laufe der Partien verflüchtigten. So mussten Vachier -Lagrave an Brett eins, Anand, Wojtaszek, Vallejo Pons, Bacrot und Movsesjan an den Positionen zwei, drei, fünf und sechs allesamt mit ihren Gegnern den Remis-Frieden schließen, ehe die Positionen etwa zu ihren Ungunsten kippen konnten. Das führte zu relativ kurzen Partien, bei denen die Computeranalysen hinterher tatsächlich in allen Fällen ausgeglichene Stellungen signalisierten. Auch Adams an Brett vier stand zunächst etwas besser, aber auch bei ihm war schließlich das Remis nicht mehr zu vermeiden.

Und so musste am Ende, nach einer insgesamt unbefriedigenden Mannschaftsleistung, der lange verzweifelt kämpfende Arkadij Naiditsch nicht nur seine eigene, sondern auch die Niederlage der Mannschaft quittieren.

Solingen, jetzt alleiniger Tabellenführer, hat nun alle Chancen, die dreizehnte deutsche Meisterschaft zu erringen, steht aber unter dem Druck der Favoritenrolle und muss noch gegen alle Teams zwischen den Tabellenplätzen vier bis sieben spielen. (Walter Siemon)