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5. Dezember 2016

Schachbundesliga: Doppelerfolg für die OSG Baden-Baden in Hockenheim

Mit einem 5:3 gegen den SV 1930 Hockenheim und einem 7,5:05 gegen den SV Griesheim 1976,  am sechsten und siebten Spieltag der Schachbundeliga, hat sich die OSG Baden-Baden vor der ebenfalls verlustpunktfreien SG Solingen an der Tabellenspitze behauptet.

Dabei bot die OSG gegen Hockenheim, in Erwartung eines bärenstarken Gegners mit Titelambitionen,  die möglicherweise stärkste Mannschaft der Schachbundesliga-Geschichte auf. Für Baden-Baden spielten unter anderen Fabiano Caruana, Nr. 2 der Weltrangliste, Maxime Vachier-Lagrave, Nr. 4 und Ex-Weltmeister Visvanathan Anand, zur Zeit Nr. 8, insgesamt ein Elo-Durchschnitt (internationale Spielstärke-Kennziffer) von 2745 – schlichtweg ein Weltklasse Ensemble. Aber auch Hockenheim kam auf einen stattlichen Elo-Durchschnitt von 2667. Entsprechend ausgeglichen lief zunächst der teilweise von gegenseitigem Respekt gekennzeichnete Kampf:  Punkteteilung an den Brettern 2-7, so auch beim optisch gefälligen, taktischen Geplänkel zwischen Jobava und Anand an Brett 3.

Den Baden-Badener Sieg stellten schließlich Caruana am Spitzenbrett, sowie die ehemalige deutsche Nr. 1, Arkadij  Naiditsch an Brett 8, sicher. Naiditsch konnte mit einem kobinatorischen Schlusswirbel seinen Gegner, Großmeister Baramidze, der dem Druck nicht standhielt, zum spielentscheindenden Fehler verleiten. Caruana gelang erst nach einem 7stündigen „Armdrücken“  und 115 Zügen seinen ebenfalls in der erweiterten Weltspitze mitspielenden Gegner, Großmeister Tomashevsky, niederzuringen.  „Das war der erste Big-Point in der noch jungen Saison“ zeigte sich Teamchef Sven Noppes nach dem Match hochzufrieden.

Eine klare Sache war dann am nächsten Tag die Auseinandersetzung mit Griesheim. Saßen doch den Baden-Badener Vollprofis auf  der gegnerischen Seite an mehreren Brettern Spieler gegenüber, die man als Amateure höheren Niveaus einordnen muss. Während die OSG bereits 7:0 führte, spielte sich kurioserweise  ausgerechnet am Spitzenbrett von Fabiano Caruana ein Drama von absolutem Seltensheitswert ab: Caruanas Gegner Georgiadis, Nr. 4 der Schweiz, also auf dem Papier mehrere Klassen schwächer, war es mit den weißen Steinen gelungen, bis zum 56. Zug alle 8 Bauern auf dem Brett zu halten, von denen in normalen Schachpartien bereits in der Eröffnungsphase  einige wechselseitig „abgeholzt“ werden. Aber was war bei dieser Partie schon „normal“?  Nachdem Caruana eine Gelegenheit verpasst hatte, wollte es ihm einfach nicht mehr gelingen, in diesen „faradayschen Käfig“ vor dem weißen König einzudringen, nicht einmal mit dem materiellen Vorteil eines Turms gegen einen Springer, der sogenannten „Qualität“. Seine Figuren bissen auf Granit. Als er es mit der Brechstange versuchte, geriet er in eine höchst verlustverdächtige Stellung und hatte es wohl nur seinem Weltklasse-Status und dem Respekt des Gegners zu verdanken, dass Georgiadis schließlich in ein Remis einwilligte, statt aussichtsreich auf Gewinn zu spielen. Es hätte das Griesheimer „Ehrentor“ werden können – gegen den zweitbesten Spieler der Welt! (Walter Siemon, Sven Noppes)