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27. Mai 2011

Nachbetrachtung des Pokalwochenendes in Baden-Baden

Letztes Wochenende fand die Finalrunde um den Deutschen Mannschaftspokal in Baden-Baden statt. Wie bereits berichtet, verloren wir das Finale knapp und äußerst unglücklich mit 1,5 : 2,5 gegen Porz. Meinen Glückwunsch an das Team der SG Porz zum Titelgewinn ! Das Spiel um Platz 3 gewann Hansa Dortmund gegen die SF Berlin mit 2,5 : 1,5. Die Porzer reisten mit fünf starken Großmeistern an. Wie letztes Jahr in Halle Raphael Waganian, war es dieses Jahr Erik van den Doel, der zwei Tage lang seine Runden drehen durfte, ohne aktiv am Brett zu sitzen. Erwartungsgemäss spielten sowohl im Halbfinale als auch im Finale die vier ELO-stärksten Spieler Sergej Rublevsky, Loek van Wely, Vladislav Tkachiev und Vladimir Baklan. Wir selbst traten mit vier deutschen Großmeistern an und waren im ELO-Schnitt etwas schwächer als die Porzer.

Der Samstag begann mit dem Aufbau zur Live-Übertragung von Thilo Gubler im schönen Kristallsaal in der LA8. Während des Aufbaus plauderten Thilo und ich über vergangene Live-Übertragungen und er erzählte mir, dass in den letzten Jahren eigentlich immer alls glatt gelaufen ist und er so ziemlich alles Beheben kann, bis auf einen Stromausfall. Den hatte er bisher einmal erlebt bei einer Übertragung. Wir machten noch Bemerkungen, dass das am Wochenende hoffentlich nicht der Fall sein wird, obwohl dunkle Gewitterwolken über Baden-Baden lagen. Wir wurden am Sonntag leider nochmal an unser Gespräch erinnert…

Die sportliche Geschichte vom Samstag ist schnell erzählt. Wir bekamen die symphatische Mannschaft von Hansa Dortmund zugelost. Die Truppe um Teamchef Olaf Heinzel setzte uns ordentlich zu und nach drei remis und einem hart erkämpften Sieg von Matchwinner Arkadij Naiditsch zogen wir ins Finale ein. Die Dortmunder verkauften sich äußerst teuer und werden nächste Saison mit Sicherheit die Schachbundesliga als Aufsteiger bereichern. Ich freue mich, dass der Vorsitzende Andreas Warsitz und sein Team den Aufstieg wahrnehmen und auf das Aufeinandertreffen in der kommenden Saison. Im anderen Spiel besiegte der hohe ELO-Favorit Porz die Schachfreunde aus Berlin mit 4:0 etwas zu hoch, da der Berliner Martin Krämer an Brett eins ein besseres Endspiel noch verlor.

Wir wollten den Zuschauern, die die Partien live im Internet verfolgten, einen besonderen Service ermöglichen und luden den schachbundesliga.de Berichterstatter IM Georgios Souleidis nach Baden-Baden ein, um eine Live Radio-Kommentierung anzubieten. Dies hatte sich beim größten deutschen Open in Deizisau und beim letzten Bundesligawochenende in Baden-Baden bereits bewährt. Über das schachbundesliga.de Portal von Pascal Pflaum klappte dies hervorragend und kam bei unseren Zuschauern glänzend an. Mit über 700 Zuschauern in der Spitze und knapp 200 Zuhörern erreichten wir mit Georgios Spitzenwerte. Wechselnde Gäste wie z.B. GM Georg Meier, IM Martin Krämer und IM Olaf Heinzel holte er abwechselnd ans Mikro um die Partien zu analysieren oder einfach auch über aktuelle Schachereignisse zu reden.

Der Sonntag begann wenig verheissungsvoll. Ich kam um 09.15 Uhr in der LA8 an und wunderte mich schon, warum es ziemlich dunkel war im Gebäude, da doch das Catering-Team vom Rive Gauche/Brenners eigentlich schon vor Ort war und die Verpflegung vorbereitete. Desweiteren waren die schweren Türen geschlossen, die sonst (elektronisch) geöffnet sind. Im Spielsaal erwartete mich Thilo Gubler und sagte nur: STROMAUSFALL ! Mich traf buchstäblich der Schlag, da das Gewitter glimpflich an uns vorüber gegangen war und ich mir das nicht erklären konnte. Das Personal von Rive Gauche kam dann auch gleich und erklärte mir, dass fast ganz Baden-Baden keinen Strom hatte und die Stadtwerke angeben, dass die Wiederherstellung der Stromverbindung noch mindestens zwei Stunden dauern würde. Ursache war ein Kurzschluss und daraus resultierende Kabelfehler. Ich dachte nur, adieu live-Übertragung und live-Kommentierung. Durch den Notstrom waren wenigstens einige Lampen an und es konnte gespielt werden. Wir hatten aber Glück und um ca. 10.30 Uhr war der Strom wieder da und sofort lief die Live-Übertragung von Thilo und auch Georgios konnte mit der Kommentierung in den gegenüberliegenden Räumen des Schachzentrums loslegen.

Die Spiele gegen Porz verlaufen immer in freundschaftlichen und ruhigen Bahnen, da die Spieler sich schon sehr lange kennen und man schon etliche „Schlachten“ gegeneinander geschlagen hatte. Nachdem Georg Meier an Brett vier gegen Vladimir Baklan in der Eröffnung eine etwas bessere Stellung erreicht hatte, verflachte diese schnell. Da Georg noch an Jetlag nach einem langen Südamerika Aufenthalt litt, bot er remis an, was Baklan gleich annahm. An den anderen Brettern entwickelten sich harte Kämpfe, in der Fabian Döttling an Brett zwei und Rustem Dautov an Brett drei in defensive Stellungen gerieten und unter Druck standen. Arkadij Naiditsch an Brett eins gegen Vladislav Tkachiev hatte eine leicht vorteilhafte Stellung. Unser Plan war klar. Arkadij sollte möglichst an eins gewinnen, während unsere Bretter zwei und drei mit schwarz erstmal Ausgleich halten wollten. Leider kam Rustem in Zeitnot und griff fehl, was Loek van Wely gnadenlos ausnutzte und somit die Porzer in Führung brachte. Fabian hatte sich gegen Sergej Rublevsky zäh verteidigt und bekam Ausgleich, während sich Arkadij langsam aber sicher eine Gewinnstellung erarbeitete. Der Gegner von Fabian riskierte alles, musste aber dann ins remis einwilligen. Dies geschah alles in höchster Zeitnot an beiden Brettern. Nun war es an Arkadij, seine Gewinnstellung zu verwerten. Durch die Berliner Wertung hätten wir durch ein 2:2 den Titel verteidigen können. Leider sah Arkadij den Gewinnweg in einem Läufer/Bauernendspiel nicht und musste remis geben. Somit hatten wir verloren. Wir wurden aber durch einen unglaublich spannenden Kampf entschädigt, der an Dramatik kaum zu überbieten war. Sieg und Niederlage liegen im Schach meist nur einen Zug auseinander (ich weiss, 3 Euro für das Phrasenschwein…). Ich bin trotzdem stolz auf mein Team für diesen Kampf und nächstes Jahr werden wir wieder angreifen. (Patrick Bittner)