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7. April 2019

Die Ooser Schachgesellschaft Baden-Baden 1922 e.V. ist Deutscher Meister 2019!

v.l.n.r. Teamchef Sven Noppes, Richard Rapport,
Michael Adams, Francisco Vallejo Pons,
Etienne Bacrot, Maxime Vachier-Lagrave (vorne),
Peter Svidler, Radolaw Wojtaszek,
Arkadij Naiditsch

Es ist der dreizehnte Titelgewinn: Rekord in der Geschichte der Schachbundesliga, errungen nach einem 5:3 – Sieg gegen die SG Solingen, die mit zwölf deutschen Meisterschaften bisher gleichauf lag, und einem 7:1 – Erfolg gegen den Düsseldorfer SK, der damit zu den Absteigern zählt.

Das direkte Aufeinandertreffen der Dauerrivalen Solingen und Baden-Baden am Samstag hatte die Anhänger der OSG stundenlang auf die Folter gespannt, ging Solingen doch mit 3:2 in Führung. Francisco Vallejo Pons war mit den weißen Steinen nach einem risikoreichen Partiestart mit der „Brechstange“ rasch unter die Räder gekommen und hatte die Stallregie erst einmal durchbrochen: mit den schwarzen Figuren unentschieden anstreben, mit Weiß möglichst gewinnen. Die Remis-Partien gelangen mit Schwarz an den Brettern von Levon Aronian, Radosƚaw Wojtaszek, Arkadij Naiditsch und Michael Adams problemlos. Auch ein Ausgleich im Spielstand war recht bald in Sichtweite: Der russische Weltklassespieler Peter Svidler siegte am dritten Brett dem Anschein nach wie durch „einfaches Figurensetzen“ gegen seinen Solinger Kontrahenten, den Niederländer Loek van Wely.
Wie es nach diesem 3:3 Gleichstand weitergehen würde, blieb jedoch eine gefühlte „Ewigkeit“ unklar: Maxime Vachier-Lagrave hatte seinen Gegner an Brett eins, den indischen Supergroßmeister Pentala Harikrishna, bereits am Rande einer Niederlage, ihn dann jedoch in eine Remis-Stellung entschlüpfen lassen. Als der Solinger Spieler den richtigen Zug zum Unentschieden jedoch ausließ, „zauberte“ Vachier-Lagrave mit einer geradezu studienartigen Gewinnführung – ein Meisterstück. Blieb noch das Brett von Richard Rapport: Eine komplizierte Stellung mit ungewissem Ausgang. Auf Baden-Badener Seite hoffte man inständig, dass Rapport kein Fehler unterlaufen würde. Der passierte dann bei seinem Gegenüber, Erwin L’Ami. Der Niederländer übersah einen taktischen Witz und musste nach wenigen Zügen aufgeben. Seine Stellung war wie ein Kartenhaus zusammengebrochen. 5:3 gegen Solingen – aus OSG-Sicht ein perfektes Resultat, das auch die durchschnittliche Differenz der Leistungskennzahlen von ca. 90 Punkten pro Brett realistisch widerspiegelte. Ein Stechen zwischen drei Mannschaften, wie es zuvor theoretisch noch möglich gewesen wäre, war vom Tisch.

Der Kampf gegen Düsseldorf am Folgetag wurde zu einem Schaulaufen: In überlegener Manier gewannen erneut Maxime Vachier-Lagrave, Peter Svidler und Richard Rapport, dazu noch Francisco Vallejo Pons, Etienne Bacrot und – als „Nachzügler“, aber mit zähem Siegeswillen – Radosƚaw Wojtaszek.

Mannschaftsführer Sven Noppes sprach von einer „unglaublichen Erfolgsgeschichte“, einer „phantastischen Reise durch vierzehn Jahre zum Rekord von dreizehn Titeln“ in „der stärksten Liga der Welt, die immer stärker werde,“ mit „grandiosen Spielern in einem tollen Verein“ und einem „großartigen Sponsor“, der Grenke AG, die das alles möglich gemacht habe. Nicht ohne Augenzwinkern „beklagte“ er den Verlust „vieler Haare“.

Erster Vorsitzender Patrick Bittner äußerte sich so: „Ich bin natürlich sehr stolz auf das Team und freue mich sehr über den Rekordmeistertitel. Eine emotional sehr intensive Saison endet mit einem riesigen Erfolg und natürlich ist dieser Titel etwas ganz besonderes. „Vater des Erfolges“ ist Teamchef Sven Noppes, der es Jahr für Jahr schafft die Jungs zu motivieren, die Einsätze zu koordinieren, was angesichts der Terminfülle im internationalen Schachkalender alles andere als einfach ist. Danke natürlich auch unseren Sponsor, die GRENKE-Gruppe, die unsere Erfolge erst möglich macht. Nun wollen wir im Mai noch mit einem Pokalsieg das Double an die Oos holen.“

Zum Schluss noch ein Blick auf die hartnäckigsten Mitbewerber um den Titel: Hockenheim beschloss die Saison auf Platz zwei, gefolgt von Solingen und Deizisau.

(Walter Siemon)